Doku "Die Erfindung der guten Mutter" am Sonntag in ORF 2.

Foto: ORF/Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion

Hätten wir also den jährlichen Muttertag auch wieder erledigt, inklusive Gedichten, Kuchen, Blumen und Herzerlzeichnungen mit "Mama, Du bist die Beste!"-Sprüchen. Aber wann ist eine Mutter eine gute Mutter und vor allem: Wer entscheidet das?

Rollenbilder

Dieser Frage ist Regisseurin Marion Priglinger am Sonntagabend in ORF 2 in ihrem Film Die Erfindung der guten Mutter nachgegangen. Dafür geht sie weit in die Geschichte zurück, um Mythen, die sich um Mutterschaft und Mutterliebe ranken, näher zu beleuchten. Diese "Urangst, eine Rabenmutter zu seinen", hätten die meisten Frauen verinnerlicht, sagt eine Berliner Bloggerin. Unterschwellig würden lang tradierte Rollenbilder nach wie vor eine große Rolle in der Debatte um Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielen, bestätigt eine Psychoanalytikerin. Und perfekt inszenierte – oft sehr konservative – Mutter-Kind-Geschichten in sozialen Medien erhöhen dann noch den Druck auf die Mütter.

Mütter in der Kunst

Priglinger beschäftigt sich in ihrer Doku auch mit der Darstellung von Müttern in der Kunst. Spannend ist vor allem die Einordnung von Mutterschaft in den geschichtlichen Kontext – von der Überhöhung der Nonnen über Reformation und Ammensysten bis hin zu den Ideen des Pädagogen Pestalozzi und Rousseaus Forderungen an die Mutterrolle: "Unter dem Vorwand, die Frauen zu befreien, bereitete er die Gefangenschaft der Frauen vor", sagt die Philosophin Élisabeth Badinter.

Aufgeräumt wird auch mit dem Begriff des Mutterinstinkts ("männliches Phantasma"), oder wie Badinter sagt: "Es gibt keinen Mutterinstinkt, es gibt ein mütterliches Gefühl, und das ist etwas völlig anderes." (Astrid Ebenführer, 8.5.2022)