Das Wiener Derby blieb sich auch in der vierten Auflage treu, man trennte sich in einer umkämpften Partie 1:1.

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Wien – Das 336. Wiener Derby hatte etwas Spezielles. Nicht weil es am Muttertag ausgetragen wurde, das war eine Laune des Spielkalenders. Es ging um den noch freien dritten Platz in der Bundesliga, das ist in der Geschichte des einst ruhmreichen Wiener Fußballs ein Jammer, aber die Umstände haben sich geändert. Mit schuld daran ist Serienmeister Red Bull Salzburg (4:0 gegen WAC). Und auch Sturm Graz (2:1 in Klagenfurt) ist deutlich besser gewesen.

Die Austria und Rapid trennten sich wenig originell zum vierten Mal in dieser Saison 1:1, es war das siebente Unentschieden in Serie. Der Vorsprung der Grünweißen auf die Violetten beträgt zwei Runden vor Schluss zwei Punkte, die Gegner sind daheim Salzburg und auswärts der Wolfsberger AC.

Der Dritte hat finanziell gesehen eine relativ rosige Zukunft vor sich, er ist fix in einer europäischen Gruppenphase. Sollte er das Playoff zur Europa League gewinnen, wäre er in der Gruppenphase, im Falle einer Niederlage ist man immer noch in der Conference League vertreten. Das bringt Einnahmen zwischen drei und zehn Millionen Euro, es hängt auch von den erzielten Punkten und vom Fan-Interesse ab. Was nicht ist, kann noch werden. Rapids Sportgeschäftsführer Zoran Barisic stritt die Bedeutung nicht ab, sagte im Vorfeld: "Nur das nackte Ergebnis zählt. Mit dem Geld könnten wir die nächsten Wachstumsschritte setzen." Die klamme Austria spürte den Druck offiziell nicht, sie war ja bereits froh, überhaupt die Meistergruppe geschafft zu haben. Die Ansprüche in Favoriten sind etwas niedriger als in Hütteldorf.

Großes Interesse

Die Generali Arena war fast ausverkauft (13.700), Mütter erhielten im Fanshop einen Preisnachlass von 20 Prozent, schöner kann ein Ausflug echt nicht sein. Gastgeber Austria hat die Welt getäuscht, Matthias Braunöder ist nach seiner Knöchelverletzung doch fit geworden. Trainer Manfred Schmid wusste das seit Tagen, hat es aber nicht verlautbart.

Bei Rapid fehlten Tormann Niklas Hedl (gesperrt) und Stürmer Ferdy Druijf (Knieprellung), das konnte Trainer Ferdinand Feldhofer nicht bei sich behalten. Den Kasten hütete Paul Gartler. Der formlose Yusuf Demir saß auf der Bank, der 18-Jährige gibt schön langsam (eigentlich schnell) Rätsel auf.

Wehmut

Zu einem Derby gehört ein bisserl Wehmut als Zutat, für die Austrianer Markus Suttner (35) und Alexander Grünwald (33) war es das letzte, sie beenden im Sommer ihre Karrieren. Nachdem sich Rauchschwaden verzogen hatten, entwickelte sich erwartungsgemäß eine intensive, robuste, von Zweikämpfen geprägte Partie. Das Tempo passte, der Wille stand aber über dem Werk. Rapids Filip Stokovic fiel heftig auf den Rücken, musste früh durch Thorsten Schick ersetzt werden (8.). Fußballerisch passierte wenig, Feinspitze verhungerten fast, Grünwald hatte eine Chance (33). Marco Djuricin schied angeschlagen aus, fortan stürmte Noah Ohio (36.).

37. Minute: Austrias Vesel Demaku vertändelt den Ball, Emanuel Aiwu schnappt ihn sich, schickt Kelvin Arase auf die Reise, dessen Stanglpass verwertet Bernhard Zimmermann zum 1:0 für Rapid.

Auch die zweite Halbzeit lebte zunächst von der Spannung. Christoph Knasmüllner hätte Rapid glücklich machen können, er vergab eher leichtfertig (53). 57. Minute, das Unglück: Zimmermann foult Braunöder, sieht die zweite gelbe Karte, also Rot. Die erste hatte er von Schiedsrichter Christopher Jäger wegen überzogenen Torjubels kassiert. Die Austria drängte in Überzahl, Rapid wankte und fiel. 81. Minute: Nach Zuspiel von Suttner erzielt Ohio das verdiente 1:1. Alles wie gehabt, wer wächst, bleibt offen. (Christian Hackl, 8.5.2022)

Fußball-Bundesliga (30. Runde) – Meistergruppe (8. Runde):

FK Austria Wien – SK Rapid Wien 1:1 (0:1). Wien, Generali Arena, 13.700 Zuschauer, SR Jäger.

Tore:
0:1 (38.) Zimmermann
1:1 (81.) Ohio

Austria: Pentz – Martins, Mühl, Galvao, Suttner – Braunöder, Demaku (46. Keles) – Jukic, Grünwald (69. Fitz), Fischer – Djuricin (36. Ohio)

Rapid: Gartler – Stojkovic (8. Schick), Hofmann, Wimmer, Moormann – Aiwu, Ljubicic – Arase (84. Oswald), Knasmüllner (62. Auer), Grüll (84. Kitagawa) – Zimmermann

Gelb-Rote Karte: Zimmermann (58./Foulspiel)

Gelbe Karten: Braunöder bzw. Schick, Hofmann, Aiwu, Ljubicic