Die Hubble-Aufnahme vom 5. Dezember 2005 zeigt die Spur des Asteroiden 2001 SE101 vor dem Hintergrund des Krebsnebels.
Foto: NASA/ESA HST, Bildbearbeitung: Melina Thévenot

Forschende haben auf älteren astronomischen Aufnahmen Hinweise auf mehr als 1.000 bisher unbekannte Asteroiden im Sonnensystem entdeckt. Das Team vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE) in Garching bei München durchforstete dafür mit Unterstützung von Laienforscherinnen und -forschern Archivdaten des Hubble-Weltraumteleskops aus den vergangenen 20 Jahren. Die nachgewiesenen Objekte könnten Erkenntnisse über die Bedingungen im frühen Sonnensystem liefern, wie im Fachjournal "Astronomy & Astrophysics" berichtet wird.

Für die einen Müll, für andere ein Schatz

Analysiert wurden demnach Daten, die bei den meisten Beobachtungen sonst als Rauschen oder Störung herausgefiltert werden. "Was für den einen Astronomen nur Müll ist, kann für einen anderen Astronomen ein Schatz sein", sagte Sandor Kruk, Leiter der Asteroidenstudie.

Im Juni 2019, dem Internationalen Asteroidentag, veröffentlichte eine internationale Gruppe von Astronominnen und Astronomen den "Hubble Asteroid Hunter", ein Bürgerbeteiligungsprojekt auf der Plattform Zooniverse. Ihr Ziel war die visuelle Identifizierung von Asteroiden in den Archivdaten des Hubble-Weltraumteleskops.

Verteilung der neu entdeckten Asteroidenspuren: Die orangefarbenen Kreise weisen auf nicht identifizierte Objekte hin. Blaue Sterne zeigen bekannte Asteroiden. Die Ebene der Ekliptik ist als rote Linie eingezeichnet.
Illustr.: MPE

Bei der Detektivarbeit wurden menschliche und künstliche Intelligenz kombiniert: Zunächst halfen rund 11.500 freiwillige Laienwissenschafter mit, in den mehr als 37.000 zusammengesetzten Aufnahmen Hinweise auf Asteroiden zu identifizieren. Die Astronomen trainierten damit einen Algorithmus für maschinelles Lernen, der in den verbleibenden Archivdaten weitersuchte.

Kleiner als typische Asteroiden

Der endgültige Datensatz enthielt laut MPE 1.701 Spuren. Gut ein Drittel wurde bekannten Asteroiden zugeordnet, übrig blieben 1.031 nicht identifizierte Spuren, denen nun genauer nachgegangen wird. Die Objekte seien wahrscheinlich kleiner als typische Asteroiden, die vom Boden aus entdeckt werden, hieß es. Sie hätten aber eine ähnliche Geschwindigkeit und Verteilung am Himmel wie jene im sogenannten Asteroidengürtel.

"Asteroiden sind Überbleibsel aus der Entstehung unseres Sonnensystems. Über sie können wir mehr über die Bedingungen bei der Geburt unserer Planeten erfahren", sagte Studienleiter Kruk. Bis 10. Dezember 2021 waren nach Angaben der Studienautoren mehr als 1,1 Millionen Kometen und Asteroiden in unserem Sonnensystem vom Minor Planet Center aufgelistet worden. Es sammelt solche weltweit gemachten Entdeckungen. (red, APA, 9.5.2022)