Graz/Wien – Die Grazer Film- und Produktionsfirma Pre TV, die bereits zahlreiche ausgezeichnete Dokumentationen geliefert und unter anderem für den ORF unterschiedliche Formate produzierte hat, hat am Montag Insolvenz angemeldet. 22 Dienstnehmer und 25 Gläubiger sind betroffen, teilten die Kreditschützer von AKV, KSV 1870 und Creditreform mit. Die Überschuldung beträgt rund 1,6 Millionen Euro. Eine Fortführung und Sanierung sind beabsichtigt.

Das Unternehmen und seine Vorgängerfirmen haben jahrzehntelang Arbeitskräfte und ganze Kamerateams dem ORF und anderen internationalen Sendern überlassen. Mit Ende der 1980er-Jahre begann man zunehmend für den ORF Serienproduktionen herzustellen, in weiterer Folge auch Dokumentationen für den internationalen Fernsehmarkt, darüber hinaus verweist man auch auf Wirtschaftsfilme für internationale Unternehmen, wie es seitens des Alpenländischen Kreditorenverbandes (AKV) hieß.

"Mit Anfang der 2000er-Jahre begann man sich zunehmend in internationalen Co-Produktionen zu engagieren, seit dem Jahr 2012 wurden hier verstärkt Dokumentationen hergestellt, mit Fokus auf historische Dokumentationen, Naturfilme und Dokumentationen über Kunst und Kultur", hieß es in der Aussendung des AKV. Internationale Partner waren den Angaben zufolge neben dem ORF unter anderem Arte, ZDF, ARD, WDR, SWR BR und auch France Television, CCTV, PBS oder BBC4. Parallel seien Kooperationen mit Produktionsfirmen aus Deutschland, England, Italien und Frankreich eingegangen worden.

Auszeichnungen

Im Zeitraum 2009 bis 2017 betrieb Pre TV zusätzlich im ORF-Zentrum Schnittplätze für die Postproduktionen von Langformaten, die im ORF als Eigenproduktionen hergestellt wurden – zum Beispiel "Schauplatz", "Schauplatz Gericht", "konkret", "Bürgerforum" sowie diverse Shows. Das Unternehmen sei auch verschiedentlich prämiert worden – Auszeichnungen gab es bei verschiedenen nationalen und internationalen Filmfestspielen, wie etwa die Goldene Rose von Montreux. Neben den 22 Dienstnehmerinnen und Dienstnehmern sind bei dem Unternehmen auch noch 14 freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – davon fünf geringfügig – beschäftigt.

Die Ursache der Insolvenz sei im deutlichen Rückgang im Bereich Personalvermittlung, Teamvermietung und Schnittplatzvermietung zu suchen. Die Preise für die erbrachten Dienstleistungen hätten aufgrund des Konkurrenzdrucks nur geringfügig angehoben werden können, begründete das Unternehmen.

"Zur Verbesserung der erwirtschafteten Deckungsbeiträge legte man den Fokus zusehends auf internationale Produktionen bzw. Co-Produktionen. Diese bringen jedoch eine deutlich längere Durchlaufzeit mit sich, sodass eine entsprechende Finanzierung erforderlich war. Aus diesem Grund wurde im Jahr 2020 ein AWS-garantierter Einmalkredit aufgenommen. Die Akquise von Kunden erfolgt hier vornehmlich über internationale Messen, welche im Zuge der Covid-19-Pandemie ausgesetzt wurden, andererseits kam es zu einer erheblichen Verteuerung der Produktionskosten, sodass die strategische Neuausrichtung des Unternehmens erheblich negativ beeinflusst wurde", schilderte der AKV weiters.

Zahlungsunfähigkeit

Das Unternehmen sei nun nicht mehr fähig, Liquiditätsspitzen abzudecken und die ab Ende 2022 fälligen Rückzahlungen auf den Einmalkredit durchzuführen. Die Zahlungsunfähigkeit stehe nun unmittelbar bevor. Die Verbindlichkeiten betragen laut Gläubigerschützer rund 1,9 Millionen Euro, wovon rund 1,15 Millionen Euro auf Bankverbindlichkeiten entfallen. Die Aktiva werden unter Liquidationsprämissen mit 287.000 Euro angesetzt, wovon ein Teilbetrag von 140.000 Euro durch Absonderungsrechte belastet ist. Das freie Vermögen beträgt somit 147.000 Euro.

Für eine Fortführung werde voraussichtlich ein Neuinvestor oder der Verkauf eines Teilbetriebs nötig sein. Auch die "Versilberung unfertiger Produktionen" sei ins Auge zu fassen – ebenso wie "Kapazitätsanpassungen". Angeboten wird ein Sanierungsplan mit einer Gesamtquote von 20 Prozent binnen zwei Jahren. (APA, 9.5.2022)