Erbatino 2016: ein feinsinniger Nero d'Avola
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Hat eine Rebsorte einmal einen schlechten Ruf, vermag sie ihn nur schwer abzustreifen. So ergeht es auch dem Nero d’Avola, der gängigsten Sorte Siziliens. Die ist berüchtigt für überreife, plumpe Rotweine und wird nicht selten gen Norden in die Toskana, Piemont oder Frankreich befördert, um zu dünn geratene Gewächse aufzupimpen.

Wer versucht ist zu glauben, dass Weine aus heißen Regionen zwangsläufig fett und behäbig ausfallen, irrt. Früher mochte man das sogar nett finden, bildete sich gar ein, die Sonne des Südens zu erschmecken. Inzwischen trinkt man lieber Wein, der kitschfrei von seiner Herkunft erzählt.

Wie der Erbatino von Gueli: Ausgerechnet im äußersten Süden Siziliens, bei Agrigento, bekommen die Brüder Calogero, Giuseppe und Davide feinsinnigen Nero d’Avola hin – ganz ohne Bewässerung! Ihre Weingärten freuen sich über Meerblick auf bis zu 550 Meter, wo es vergleichsweise kühl und luftig ist. Die Reben werden biologisch bewirtschaftet und im Tendone erzogen – einem alten italienischen System, das den Trauben Schatten spendet. Geht’s den Reben gut, schmeckt der Wein gut. PS: Sizilien ist heuer Gastland der VieVinum. (Christina Fieber, RONDO, 14.5.2022)