Soundexperimente, die vollen Körpereinsatz verlangen: Der libanesische Künstler und Musiker Tarek Atoui in Aktion, ganz so, wie er es auch in "Souffle continu" sein wird.

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Gartmayer in der Ruprechtskirche am 24. 5. mit Atoui und Gobi Drap.

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Tarek Atoui ist ein Instrumentenbauer der besonderen Art. Der 1980 in Beirut geborene Klangkünstler hat elektroakustische Musik in Paris studiert, wo er heute noch lebt.

Seine Exponate und Kompositionen haben bereits die ganze Welt bereichert und wurden von zahlreichen namhaften Institutionen präsentiert. In seinen Performances macht sich Atoui zur Aufgabe, die Möglichkeiten des Hörens immer wieder neu auszuschöpfen und zu erforschen. Diesmal dient ihm die Luft als Soundquelle für zwei für die Wiener Festwochen neukreierte Musikinstrumente.

In Souffle Continu (kontinuierlicher Atem) gibt Atoui diese auch an in Wien lebende Musiker und Musikerinnen weiter und lässt so an vier Abenden verschiedene Konzertkonstellationen an unterschiedlichen Orten entstehen.

Musikalische Reise

Die musikalische Reise beginnt im Gläsernen Saal des Musikvereins und endet bei einem Soundpicknick im Fußballverein. Das seit 2014 bestehende Black Page Orchestra, die experimentelle Bassklarinettistin Susanna Gartmayer oder Blockflötistin und Komponistin Gobi Drab probieren sich an den außergewöhnlichen Instrumenten aus.

Wie Räume und Objekte die Klänge verändern können, hat Atoui etwa in Waters’ Witness für das Fridericianum in Kassel (2020) untersucht. Aufgezeichnete und gesammelte Hafenanlagenklänge wurden durch die Übertragung von Stein- und Metallskulpturen zur körperlichen Erfahrung. Und in Infinite Ear/Within (2016) hat der Künstler gemeinsam mit gehörlosen Menschen das taktile Hören erprobt.

Experimentieren und kollektives Komponieren sind zwei grundlegende Aspekte in Atouis künstlerischer Praxis. Deshalb finden neben den Konzerten auch drei Workshops mit unterschiedlichen musikalischen Schwerpunkten statt: Neue Musik und Improvisation, Club-Sounds und Hip-Hop.

Hörerfahrung

Hier kann die eigene Hörerfahrung aktiv an neu erfundenen Instrumenten überprüft, überrascht und erweitert werden.

Dem Bau von solchen speziell angefertigten elektronischen und elektroakustischen Instrumenten geht stets eine intensive musikhistorische Recherche voraus.

Diesmal hat Atoui sich von der etwa 900 historische Instrumente umfassenden Sammlung aus dem Archiv des Wiener Musikvereins inspirieren lassen, einer der fünf bedeutendsten Musiksammlungen der Welt. Im Rahmen der Festwochen ist es möglich, an einer Führung mit dem Künstler teilzunehmen und ausgewählte Exponate zu sehen, die der Öffentlichkeit sonst nicht zugänglich sind. (Katharina Stöger, 9.5.2022)