Das Wahrhaftigste an Elisabeth Köstingers Abschiedserklärung war, dass sie eigentlich schon mit dem Abgang von Sebastian Kurz gehen wollte. Das ist schlüssig, denn sie war vom Orden der Sebastianerinnen. Andere werden wohl folgen, wichtig wäre aber auch, dass Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka darunter ist.

Wolfgang Sobotka schloss sich als altgedienter Politiker dem Sebastian Kurz-Zug freiwillig an.
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Sobotka wurde zwar nicht wie manche Ministerinnen und Minister von Kurz aus dem Loyalitätspool geholt, sondern schloss sich als altgedienter Politiker dem Kurz-Zug freiwillig an. Dafür gebärdete er sich aber als 150-Prozentiger. Sobotka ließ sich als Hilfssprengmeister gegen den roten Koalitionspartner instrumentalisieren (er verweigerte zunächst als Innenminister die Unterschrift unter eine Koalitionsvereinbarung); er dementiert zwar, aber es gibt nicht unplausible Berichte, dass er auch eine Initiative von Kanzler Christian Kern in Sachen Flüchtlingsunterbringung bei Viktor Orbán torpedierte. Jedenfalls bekam er einen sehr hohen ungarischen Orden für seine "bedeutenden Aktivitäten zugunsten der besseren Wahrnehmung und Akzeptanz der europapolitischen Ansichten Ungarns". Also für die Unterstützung von Ungarns EU-widrigem Kurs. Unerträglich und unvereinbar seine Vorsitzführung in den Korruptions-U-Ausschüssen.

Sobotka hat bis ganz zum Schluss Sebastian Kurz’ Kurs als das einzig Wahre verteidigt. Er sollte konsequent sein und ihm nachfolgen. (Hans Rauscher, 10.5.2022)