Für die österreichische Ausgabe kam Dalia Ahmed, Musikjournalistin und FM4-Moderatorin, als weitere Kuratorin mit ins Boot.

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Das "führende Museum für schwarze Kultur und Popularmusik im deutschsprachigen Raum" eröffnet am Wochenende im Belvedere 21.
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Auf die Frage, warum denn das Österreichische Museum für Schwarze Unterhaltung und Black Music den Anschein erwecken soll, es handle sich dabei um ein echtes Museum, möchte Kuratorin Dalia Ahmed keine Antwort geben. Das Narrativ, es sei eben mehr als eine temporäre Ausstellung im Rahmen der Wiener Festwochen, soll erhalten bleiben. Für den Zeitraum von etwa einem Monat wurde dafür das Erdgeschoß des Belvedere 21 geräumt, ab Sonntag heißt es Österreichisches Museum für Schwarze Unterhaltung und Black Music. Sogar die Fahnen vor dem Haus werden unter neuem Namen wehen.

Initiiert wurde das Projekt 2020 von Joana Tischkau, Anta Helena Recke, Elisabeth Hampe und Frieder Blume und machte als nomadische Ausstellung bereits im Hebbel am Ufer (HAU) in Berlin oder am Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main Station. Für die österreichische Ausgabe kam nun Dalia Ahmed, Musikjournalistin und FM4-Moderatorin, als weitere Kuratorin mit ins Boot. Mit der Ankündigung als "führendes Museum für schwarze Kultur und Popularmusik im deutschsprachigen Raum" möchte das Projekt "Sichtbarkeit schwarzer Entertainer und Entertainerinnen schaffen, die seit Jahrzehnten in Österreich musizieren und auftreten", sagt Ahmed im Gespräch – und auf eine Lücke aufmerksam machen.

Social Media vs. Schubladen

Im Museum werden anhand von Autogrammen, Schallplatten, Zeitungsartikeln und Erinnerungsstücken wie Poster und Bettwäsche das künstlerische Wirken von Musikern und Entertainerinnen abgebildet. Darunter finden sich bekannte Namen wie Roberto Blanco, Arabella Kiesbauer oder Tic Tac Toe. Aber auch fast in Vergessenheit geratene Acts wie die Rounder Girls oder Olive Moorefield werden wiederentdeckt. Das wachsende Archiv speist sich aus Leihgaben, Ankäufen und Flohmarktfunden und wird von einem Rahmenprogramm mit Konzerten und Filmabenden ergänzt. "Das Museum soll die Annahme widerlegen, dass es keine oder nur wenige schwarze Entertainerinnen und Entertainer in Österreich gab oder gibt", sagt Ahmed. Dennoch seien es immer noch zu wenige.

Der Fokus liegt auf Karrieren, die zwischen den 1920er-Jahren bis in die frühen Nullerjahre im deutschsprachigen Raum in einer vornehmlich weißen Unterhaltungsindustrie begannen. Im Unterschied zu damals würden sich heute durch Social Media Abhängigkeiten zu großen Institutionen verringern – und somit ein diverses Bild der Branche zulassen. Denn wie viele Biografien in der Schau belegen, wurden schwarze Entertainer und Musikerinnen oft in Schubladen gepresst, sagt Ahmed. "Entweder mussten sie wie Roberto Blanco immer gut drauf sein oder exotische Sexbomben darstellen. Ihnen wurde nicht erlaubt, sich divers auszuleben. Heute gibt es mehr Möglichkeiten."

Zeitungsartikel legen die teils rassistischen Schattenseiten offen, diskriminierende Begriffe werden zensiert. "Auch wenn nur der Anfangsbuchstabe N stehen bleibt, weiß man, was dahintersteckt", kommentiert Ahmed. "Solche Begriffe müssen nicht repliziert werden." (Katharina Rustler, 10.5.2022)