Daten sind das Herzstück einer Bank – bei Auslagerungen von Kernbanken- und IT-Systemen sprechen die Aufseher mit.

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Eigentlich soll das Allgemeine Rechenzentrum (ARZ GmbH) demnächst einen neuen Eigentümer bekommen, und zwar das Beratungsunternehmen Accenture. In trockenen Tüchern ist der Deal aber nicht: Die Bankenaufseher haben in diesem Fall ein gewichtiges Wörtchen mitzureden und sie ziehen ihre Stirn kraus. Was die Aufsicht ins Spiel bringt: Das ARZ ist unter anderem für die gesamte Banken-IT von Volksbanken und Hypos, Bank-Austria-eigener Schoellerbank oder Schelhammer Capital Bank (Grawe-Gruppe) zuständig. Die Institute sind derzeit auch Eigentümer des Rechenzentrums.

Und weil die Daten von Geldinstituten ein ganz besonders heikles und schützenswertes Gut sind, haben die Bankenaufseher ein Mitspracherecht, wenn es in diesem Bereich zu Auslagerungen kommt.

Auslagerung auf die Philippinen

Gemäß einer Richtlinie der European Banking Authority (EBA) müssen beim Outsourcing von Bank-IT-Systemen etwa die Datensicherheit und die Kontrolle darüber sichergestellt sein, zudem muss es der Aufsicht jederzeit möglich sein, in die Daten Einsicht zu nehmen.

Genau an dieser Stelle hakt die Sache, glaubt man jenen, die mit der Angelegenheit zu tun haben. Denn gemäß den Vereinbarungen, die Accenture im Rahmen des geplanten ARZ-Kaufs mit den Kunden treffen will, sollen auch Subauslagerungen vorgesehen sein. Bestimmte Experten-Dienstleistungen sollen etwa auf die Philippinen ausgelagert werden, allenfalls nach Indien. Und genau das hinterfragen die Bankenaufseher genau. Zuständig ist in dem Fall die Europäische Zentralbank (EZB), weil der Mehrheitseigner des ARZ der Volksbankensektor ist. Und dessen Institute werden als systemrelevante Banken direkt von der EZB beaufsichtigt. In den entsprechenden Gremien sitzen aber sehr wohl auch nationale Aufseher, also die von FMA und Nationalbank.

Banker-Treffen am Dienstag

Die werden sich am Dienstag mit der Sache beschäftigen. Dem Vernehmen nach treffen einander die Vorstände der großen vom ARZ servicierten Banken mit Vertretern der FMA – bestätigt wird das nicht.

Sollte der Deal platzen – weder ARZ, noch Accenture geben Stellungnahmen ab – könnte es zu anderen Verschiebungen kommen. Immer wieder wird kolportiert, dass die Volksbanken sich künftig von Raiffeisen-IT-Plattformen betreuen lassen könnten. Allerdings hat der Sektor selbst kein Rechenzentrum, das alle Raiffeisen-Institute betreuen würde. Dieses Vorhaben existiert nach wie vor nur als Idee.

Die Bank Austria (BA) plant, wie berichtet, ihre Privatbank-Tochter Schoellerbank sowieso aus dem ARZ herauszulösen und ins gruppenweite IT-System Eurosig einzugliedern. Geprüft und durchgerechnet wird das im "Projekt Sonic", das im Juni abgeschlossen sein soll. Die italienischen BA-Eigentümer von der Unicredit erwarten sich aus einer IT-Eingliederung nicht zuletzt Einsparungen.

BA will Jubiläumsgeld kippen ...

Das freilich trifft auch auf andere Vorhaben der Unicredit-Tochter zu. Abgeschafft werden soll etwa das Jubiläumsgeld, also Sonderzahlungen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die vor 2005 eingetreten sind, nach einer bestimmten Anzahl von Dienstjahren zustehen.

Die Rückstellung dafür, die zwischen 30 und 50 Millionen Euro betragen soll, würde (zum Teil) als Abschlagszahlung an die Betroffenen fließen. Da ist man aber noch nicht handelseins, wie man aus der Bank hört. Ein Sprecher des Instituts bestätigt, dass das Vorhaben im Rahmen der neuen Strategie für Steigerung von Wachstum und Kapitaleffizienz laufe und zu verbesserter Kosteneffizienz führe werde.

... und Überstunden reduzieren

Dasselbe gelte für den künftig geplanten Umgang mit Überstunden. Sie sollen künftig "in erster Linie" als Gleitzeit abgegolten werden: Überstunde gegen Freizeit also. In Belegschaftskreisen wird erzählt, die Personalabteilung (heißt jetzt "People & Culture") wolle Überstunden gar abschaffen, am Wochenende solle demnach nicht mehr gearbeitet werden dürfen. Begründet habe People & Culture das damit, die Work-Life-Balance der Belegschaft "drastisch verbessern" zu wollen.

Auch Mietzahlungen für ihre Zentrale beim Wiener Praterstern dürfte sich die Bank bald ersparen. Eine neue Home-Office-Regelung (50 statt 25 Prozent) und Desk-Sharing sollen bewirken, dass dort statt zwei Gebäuden nur noch eines gebraucht wird. (Renate Graber, 10.5.2022)