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Ferdinand Marcos Jr., Sohn des Weltrekordlers im Diebstahl.

Foto: Reuters / Eloisa Lopez

Die Präsidentenwahl auf den Philippinen hat gebracht, was die Umfragen vorausgesagt haben: Nach 36 Jahren zieht wieder ein Ferdinand Marcos in den Malacañang-Palast in Manila ein. Für Ferdinand Emmanuel Romualdez Marcos Jr., genannt "Bongbong", ist sein Name Startvorteil und Hypothek zugleich.

Allerdings gerät dem 64-Jährigen seine Abstammung aus einer der einflussreichsten Familien der Philippinen nur international zum Nachteil: Der Name Marcos ist ein Synonym für eine skrupellose, mörderische und korrupte Diktatur. In den zwanzig Jahren seiner Herrschaft häufte Ferdinand Marcos senior ein Milliardenvermögen an; und der Schuh-Tick seiner Frau Imelda – sie besaß dreitausend Paare – ist legendär. Das Diktatorenpaar erhielt sogar einen Eintrag im Guinness-Buch für den "größten Diebstahl einer Regierung".

Daheim wird ihm die Familiengeschichte offenbar ebenso wenig nachgetragen wie eine Verurteilung wegen Steuerhinterziehung. Im Gegenteil: Bongbong Marcos hat die Wahl inoffiziellen Ergebnissen zufolge klar für sich entschieden. Dabei war er nicht nur Nutznießer der elterlichen Kleptomanie, er war auch Teil des Systems Marcos. Immerhin wurde das Schulgeld für den jungen Bongbong – er wurde nach England in eine katholische Privatschule geschickt – aus Geldern des Präsidentenbüros finanziert. Wirtschaftsstudien in Oxford und an der University of Pennsylvania brach der Diktatorensohn ab. Mit 25 Jahren wurde er lieber Gouverneur der Provinz Ilocos Norte.

Umstrittene Kandidatur

Auf die Vertreibung im Jahr 1986 folgte fünf Jahre später die Rückkehr. Bongbong wurde Abgeordneter, erneut Gouverneur und Senator. Auf einem Parlamentsmandat wechselte er sich mit Schwester Imee und Mutter Imelda ab. 2016 brachte er im Kampf um die Vizepräsidentschaft einen Comic heraus, in dem er in Superheldenumhang die Hauptrolle spielt und der die Familie Marcos als Opfer der USA darstellt. Die Wahl verlor er gegen Leni Robredo knapp. Diesmal konnte er rund doppelt so viele Stimmen sammeln wie Robredo, seine Konkurrentin ums höchste Amt.

Marcos’ Präsidentschaftskandidatur wurde mehrfach beeinsprucht, dennoch gab ihm die Wahlkommission den Weg frei, um für die Nachfolge des autoritär agierenden Rodrigo Duterte anzutreten. Den Philippinen stehen nun weitere sechs Jahre unter einem international mit Argwohn betrachteten Staatschef bevor. (Michael Vosatka, 10.5.2022)