Verbündete Kurz und Köstinger 2017 kurz vor der Übernahme der Kanzlerschaft: Der innere Kreis verflüchtigt sich.

Foto: APA / Herbert Neubauer

Da war es nur noch eine: Mit Elisabeth Köstinger und Margarete Schramböck schieden zwei weitere Regierungsmitglieder aus, die schon ab Jahresbeginn 2018 bei der ersten von Sebastian Kurz geformten Koalition – jener mit der FPÖ – dabei waren. Letzte politisch Überlebende ist Karoline Edtstadler, damals Staatssekretärin. In der Zwischenzeit hat die heutige Ministerin allerdings einen gewissen Emanzipationsprozess hinter sich gebracht.

Von den Kurz’schen Personalbesetzungen in der bestehenden Koalition mit den Grünen sind noch Susanne Raab (Frauen und Integration), Klaudia Tanner (Verteidigung), Magnus Brunner (anfangs Staatssekretär, nun Finanzen) und Alexander Schallenberg (Äußeres) an Bord, wobei nur Letzterer zum engen Kreis um Kurz zählte.

Auch der nun zum Wirtschafts- und Arbeitsminister aufgewertete Martin Kocher trat unter Kurz in die Regierung ein, hat als Quereinsteiger aber keine parteipolitische Bedeutung. Anders ist das bei Wolfgang Sobotka. Der Nationalratspräsident, der bei Kurz’ Griff nach der Macht eine ebenso wichtige wie umstrittene Rolle spielte, hat als niederösterreichischer Ex-Landespolitiker aber auch eine Machtbasis über die türkise Seilschaft hinaus.

Weg aus dem inneren Kreis

Das Gleiche gilt für Klubchef August Wöginger. Der Oberösterreicher hat zwar unter Kurz an Bedeutung gewonnen, saß jedoch schon lange davor im Nationalrat.

Entscheidend für den Aufstieg – und wohl auch für den Fall – von Sebastian Kurz war allerdings jener eingeschworene Kreis, der im Hintergrund werkte. Einige haben mit ihrer Leitfigur die Politik ganz verlassen, dazu zählen Ex-Finanzminister Gernot Blümel oder Kommunikatorin Kristina Rausch.

Nahe an der Macht blieb Markus Gstöttner, einst Vizekabinettschef und Berater in Kurz’ Diensten. Er hat unter dem heutigen Kanzler und De-facto-ÖVP-Chef Karl Nehammer formell sogar einen Aufstieg hingelegt: Gstöttner ist nun Kabinettschef.

Axel Melchior hingegen hat den Job als Generalsekretär verloren, sitzt aber als Abgeordneter im Nationalrat. Als Assistentin im Parlamentsklub werkt die frühere Büroleiterin Lisa Wieser.

Ebenfalls im Hohen Haus sind Gerald Fleischmann, einst Kurz’ Chefbeauftragter für Medienangelegenheiten, sowie der frühere Pressesprecher Johannes Frischmann in Aktion. Ersterer mache Auftrittscoaching für manche Abgeordnete, Letzterer schreibe vor allem für den Parteiblog Zur Sache, heißt es aus dem Klub. Mit Kommunikation nach außen, so die Auskunft, seien die beiden nicht betraut. (jo, 10.5.2022)