Bei Pflanzenöl gab es bei manchen Händlern zuletzt zuweilen gelichtete Regale. Es kommt unter anderem auch aus der Ukraine.

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Auch wenn die Lage alles andere als entspannt ist – an die Zeiten der Hamsterkäufe im März 2020 kommt man im Handel nicht heran. "Klopapier ist bei uns der Panik-Index", sagt Fritz Poppmeier, Chef des heimischen Handelsriesen Spar. Geht die Nachfrage hoch, ist Feuer am Dach.

Laut diesem Barometer ist trotz angespannter Lieferketten, gestiegener Preise und Diskussionen um Gaslieferstopps bei den Konsumenten und Konsumentinnen keine erhöhte Temperatur zu verzeichnen. Mit einem Gaslieferstopp würde sich das wohl schlagartig ändern. Die Konsumenten würden dies sofort in den Regalen spüren: Der Nachschub an Milch und Fleisch würde rasch versiegen. Lebensmittelproduzenten wie Molkereien oder Fleischverarbeiter könnten derzeit auf die Energiequelle Gas nicht verzichten, bestätigt Poppmeier im Klub der Wirtschaftspublizisten die Aussagen der Industrie.

Spar betreibt in Österreich und vier Nachbarländern 3.000 Märkte – mehr als die Hälfte im Inland, davon fast 700 von selbstständigen Spar-Kaufleuten. Die Betroffenheit wäre entsprechend groß. Nicht umsonst hält Poppmeier es für geboten, die Gasspeicher schnell zu füllen.

Vermehrt billigere Produkte

Energie ist das eine große Thema, das den Handel umtreibt. Das andere ist naturgemäß die Teuerung, die Spar insofern spüre, als die Menschen vermehrt zu den billigeren S-Budget-Produkten greifen würden. Von einer Mehrwertsteuersenkung auf Lebensmittel hält der Spar-Chef – anders als Rewe-Chef Marcel Haraszti – trotzdem wenig. Das Argument: Der Handel könnte in die Rolle des Inflationstreibers rutschen. Würden die Preise gesenkt, führe dies sofort zu Hamsterkäufen, ist Poppmeier überzeugt. Nicht anders würden die Konsumenten im Fall einer Befristung reagieren, kurz bevor die Preise wieder raufgingen.

Der Handelsmanager findet aber weitere Gründe, die aus seiner Sicht gegen eine Absenkung sprechen. Einerseits sei die Abgrenzungsfrage schwierig, was alles Grundnahrungsmittel seien und was nicht. Nudeln zählen wohl dazu, Trüffelnudeln eher nicht. Zudem gebe es andere Möglichkeiten, die Bevölkerung zu entlasten: Eine Steuersenkung auf Energie und ein Aus für die kalte Progression in den untersten zwei Stufen erschiene dem Spar-Chef vernünftiger.

Lieferketten intakt

Die Sorge anderer Gegner einer solchen Maßnahme – dass die Händler eine Senkung der Mehrwertsteuer nicht an die Kunden weiterreichen würden – teilt er nicht. Allein wegen der großen Konkurrenz sei dies nicht zu erwarten. Spar würde eine solche Entlastung weitergeben, versichert Poppmeier.

Auch von Warenlieferproblemen will der Manager nichts wissen: In der aktuellen Krise durch den Russland-Ukraine-Krieg oder aufgrund von Lieferkettenschwierigkeiten gebe es derzeit keine Lieferprobleme, zumindest nicht in großem Stil und nicht im Lebensmittelbereich. Anders als in Deutschland, wo wiederholt von leeren Regalen berichtet wird, könne man in Österreich auf sehr viel eigene Erzeugung zurückgreifen. Etwa bei Pflanzenöl. Einen Run gebe es darauf auch hierzulande zeitweise – eines der Produkte, bei denen die Ukraine wie auch bei Weizen ein großer Produzent sei. Poppmeier nennt Mariupol in der Ukraine als mögliches Nadelöhr. Dort stecke wohl viel Speiseöl fest.

Die Lieferkettenprobleme schlagen sehr wohl bei der Sporthandelstochter Hervis auf. Dort sei man durch den Lockdown in Schanghai von Lieferverzögerungen betroffen. Betroffen ist Spar auch von der geplanten Herkunftkennzeichnungspflicht. Diese begrüßt Poppmeier als "gute Sache". Auch in den 80 Restaurants ist dies laut dem Spar-Chef kein Problem: Dort würde seit 2. Mai die Herkunft ausgewiesen – Fleisch, Milch und Eier kämen allesamt aus heimischer Produktion. Das Schnitzel müsse wegen der Auszeichnung auch nicht teurer werden, sagt der Spar-Chef – wenn, dann eher durch Lieferprobleme. (Regina Bruckner, 11.5.2022)