2001 stellte Apple den ersten iPod vor und punktete mit innovativem Bedienrad und schlichtem Design.

Foto: Apple

Fast genau 20 Jahre nach der Einführung ist Apples iPod Geschichte. Der Konzern teilte am Dienstag mit, dass das letzte verbleibende Modell, der iPod Touch, nicht mehr produziert werde. Die noch vorrätigen Stückzahlen werden in den kommenden Wochen und Monaten verkauft. Damit endet eine Ära, die nicht nur für die Musikbranche, sondern auch für Apple wegweisend war. Der Konzern definierte sich mit dieser über sein Kerngeschäft mit Computern hinaus neu und ebnete damit letztlich dem iPhone den Weg.

2001 stellt Steve Jobs iPod vor

Wir schreiben den 23. Oktober 2001. Apple-Gründer Steve Jobs hält eine seiner legendären Produktpräsentationen ab. Nach seiner Rückkehr als Apple-Chef im Jahr 1997 hatte der Konzern mit dem ersten iMac in buntem Plastikgehäuse und einem auf den Namen iBook getauften Notebook ein Lebenszeichen von sich gegeben. Das iPhone war noch ferne Zukunftsmusik, auch Apps, wie wir sie heute kennen, existierten nicht. Musik und Filme konnten online nicht digital gekauft, geschweige denn über monatliche Abos gestreamt werden.

Jay Jackson

Mit dem iPod bewies Jobs wie später mit dem iPhone, dass er den digitalen Umbruch der frühen 2000er-Jahre nicht nur verstand, sondern auch das geschäftliche Potenzial richtig einschätzte. "Musik gab es immer schon und wird es immer geben. Sie ist Teil aller unserer Leben und allein deshalb ein riesiger Markt. Gleichzeitig gibt es beim Thema digitale Musik noch keinen Marktführer. Auch Sony hat noch keinen Hit gelandet", fasste Jobs den Stand der Dinge im Jahr 2001 zusammen.

Fünf Gigabyte für 1.000 Songs

Apples Lösung: ein portabler MP3-Player namens iPod, der mit fünf Gigabyte Festplatte 1.000 Songs speichern konnte. Damit könne man erstmals "die gesamte eigene Musikbibliothek in der Hosentasche mitnehmen", ließ Jobs die Welt PR-technisch gekonnt wissen. Eine schnelle Kabelverbindung über Firewire statt USB erlaube, 1.000 Songs in fünf Minuten vom Mac zu übertragen. Bei der Konkurrenz würde das fünf Stunden dauern, behauptete Jobs.

Der iPod Mini kam 2004 auf den Markt und war in verschiedenen Farben erhältlich.
Foto: Apple

Für das schlichte weiße Design zeichnete einmal mehr Jony Ive verantwortlich. Die Bedienung des schwarz-weißen LCD-Bildschirms erfolgte über ein innovatives Drehrad und einige wenige Knöpfe, mit deren Hilfe man durch Listen und Alben blättern konnte. Die Organisation und Übertragung der digitalen Musikbibliothek fand über iTunes statt und konnte nur von Apple-Nutzerinnen verwendet werden. Als Akkulaufzeit wurden zehn Stunden angegeben. Mit zwei Zentimetern Dicke war das Gerät für heutige Verhältnisse noch relativ klobig.

iPod als Verkaufshit

Obwohl die Reaktion bei der Produktpräsentation einigermaßen verhalten ausfiel, landete Apple mit dem Musik-Player einen veritablen Überraschungserfolg. In den kommenden Jahren folgten diverse Modelle in unterschiedlichen Größen und Farben, selbst das Anzeigen von Bildern und das Abspielen von Videos wurde später unterstützt. Darüber hinaus sprang Apple über seinen Schatten und entwickelte sogar eine iTunes-Version für Windows. Der Player entwickelte sich über Jahre zu einem der wichtigsten Umsatzbringer für den Konzern.

Beim iPod Shuffle, der erstmals 2005 eingeführt wurde, verzichtete Apple ganz aufs Display.
Foto: Apple

Der wahre Coup gelang Apple allerdings 2003. Mit dem iTunes Music Store begann der Konzern erstmals, Alben und einzelne Titel online zu verkaufen und läutete damit den endgültigen Wechsel von physischen Datenträgern wie CDs zu rein digitalen Formaten ein. Das 2007 vorgestellte iPhone integrierte das Konzept des digitalen Musik-Players inklusive iTunes-Anbindung in ein Smartphone und machte damit aber gleichzeitig auch den iPod ein Stück weit obsolet.

Aus für iPod nach 20 Jahren

Dass Apple trotz des Erfolgs des iPhones über 20 Jahre am iPod festhielt, mag wohl auch dem speziellen Platz des Geräts geschuldet sein, das die neue Ära des Konzerns entscheidend mitgeprägt hat. Technisch innovativ war der iPod schon mehr als ein Jahrzehnt nicht mehr. Das aktuell verkaufte Gerät besitzt seit 2012 das gleiche Design, im Inneren ist der Prozessor des iPhone 7 verbaut.

Am Ende fristete der iPod sein Dasein als altes iPhone ohne Mobilfunkkapazitäten.
Foto: Apple

Und auch die Musiknutzung hat sich dramatisch verändert. Zwar werden noch Songs und Alben digital verkauft. Weitaus populärer sind mittlerweile aber Streamingdienste wie Spotify oder eben Apple Music geworden, die längst auf sämtlichen Geräten bis hin zur Apple Watch oder smarten Lautsprechern genutzt werden können. Mit seiner Einschätzung, die auch von Apple bei Bekanntgabe des Produktionsstopps aufgegriffen wurde, hat Steve Jobs allerdings recht behalten: "Die Musik lebt weiter." (Martin Stepanek, 11.5.2022)