Symbolbild: der chinesische Dreischluchtendamm am Jangtse.

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Ein großer Staudamm am Gelben Fluss in der tibetischen Hochebene soll nicht nur in naher Zukunft Teil eines großen Wasserkraftwerks werden, sondern auch ein Vorzeigeprojekt für automatisierten Bau. Nicht nur wird die rund 180 Meter hohe Begrenzung per 3D-Druck umgesetzt, sondern es soll auch eine künstliche Intelligenz die Baustelle leiten und die Maschinen fernsteuern.

Der Prozess wird in einem Paper von Forschern der Universität von Tsinghua so skizziert: Das Baumaterial wird noch mit Unterstützung von Menschen gewonnen und anschließend von selbstfahrenden Lastern zur Baustelle gebracht. Dort wird es von ebenfalls KI-gesteuerten Bulldozern, Schaufelbaggern und anderem Gerät in einer Schicht aufgetragen, die anschließend von ebenso automatisierten Walzen zusammengepresst wird.

Soll in nur zwei Jahren fertig werden

Nach jeder fertiggestellten Schicht wird der Baufortschritt an die zentrale KI rückgemeldet. Im Prinzip erfolgt hier also ein ohne "klassischen" 3D-Drucker umgesetztes Schichtdruckverfahren. Der Damm wäre die bisher mit Abstand größte 3D-Druck-Konstruktion der Welt. Den Rekord hält bisher ein sechs Meter hohes, zweistöckiges Bürogebäude in Dubai.

Dank des Zeitgewinns durch die Automatisierung und die Vermeidung menschlicher Fehlerquellen will man den Damm auch in Rekordzeit fertigstellen können, berichtet die "South China Morning Post". Bereits 2024, also in zwei Jahren, soll der Bau abgeschlossen sein. Zum Vergleich: Der umstrittene, von Äthiopien im Februar fertiggestellte Nil-Staudamm ist 145 Meter hoch, 1,8 Kilometer lang und hat eine Bauzeit von zehn Jahren hinter sich.

Das Yangqu-Kraftwerk soll pro Jahr 50 Milliarden Kilowattstunden an Strom liefern, mit denen bis zu 50 Millionen Haushalte versorgt werden. China strebt an, bis 2060 CO2-neutral zu werden. Wasserkraft ist zwar eine erneuerbare und so gesehen saubere Energieform, ein nicht wohlüberlegter Einsatz kann aber massive Auswirkungen auf die Ökosysteme der Gewässer haben, in denen Kraftwerke errichten werden. Tibetischer Vertreter kritisieren seit Jahren Pläne zur Errichtung von Dämmen in der Hochebene. (gpi, 11.5.2022)