Karim Adeyemi hat in Salzburg das Jubeln gelernt. In Dortmund will er diesen Zustand beibehalten.

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Salzburgs Sportchef Freund will das Niveau halten.

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Am Mittwoch war in Salzburg Wehmut angesagt. Und Stolz. Am Vortag hatte der 20-jährige Deutsche Karim Adeyemi einen Fünfjahresvertrag bei Borussia Dortmund unterzeichnet. Red Bull Salzburg kassiert für den Stürmer mehr als 30 Millionen Euro Ablöse, ein neuer Klubrekord. Sportdirektor Christoph Freund und Adeyemi luden zu einer Pressekonferenz, in dieser wurden Rosensträuße gestreut. Vier gemeinsame Jahre verbinden eben. Freund sagte: "Ich kann mich sehr genau daran erinnern, als Karim zu uns gekommen ist. Er war ein junger, witziger und höflicher Bursche mit enorm viel Talent. Als Spieler hat er sich dann in den vier Jahren bei uns großartig entwickelt. Die vielen Titel, sein erstes Champions-League-Tor oder sein Treffer beim Debüt in der deutschen Nationalmannschaft sind Meilensteine in seiner Karriere. Als Typ ist Karim jedoch der Alte geblieben. Er ist bodenständig. Die gelbe Wand in Dortmund wird ihn lieben."

Adeyemi sagte glatt: "Salzburg ist ein gesegneter Ort. Ich bin unendlich dankbar. Ich habe in dieser Zeit so viel erlebt und so viel gelernt, manches davon kann ich immer noch nicht ganz realisieren. Aber im Fußball bleibt nur wenig Zeit für Sentimentalitäten, denn schon geht es für mich einen Schritt weiter."

Salzburg hat in den vergangenen sieben Jahren mehr als 300 Millionen Euro an Transfererlösen lukriert. Über die genauen Summen wird im Fußballgeschäft relativ beharrlich geschwiegen, aber es wurde bestätigt, dass Adeyemi der bisher teuerste Verkauf ist. Er löst Patson Daka ab, der im Vorjahr um 30 Millionen zu Leicester City wechselte. Naby Keita wurde 2016 an den großen Bruder Leipzig verscherbelt (ca. 29 Millionen), mittlerweile kickt er beim FC Liverpool. Wie auch Sadio Mane, der 2014 um 23 Millionen von Southampton erworben wurde.

Automatismus

Erling Haaland, Dominik Szoboszlai, Duje Caleta-Car und Amadou Haidara spülten jeweils rund 20 Millionen in die Kassa. Die teueresten Österreicher, die die Bullen verlassen haben, waren im Jahr 2019 Xaver Schlager (15 Millionen / Wolfsburg), Stefan Lainer (12,5/Mönchengladbach) und Hannes Wolf (12/Leipzig). Auffallend ist, dass der langweilige Automatismus (von Salzburg nach Leipzig) immer mehr abnimmt, fast Geschichte ist.

Natürlich gibt Österreichs Serienmeister Geld aus, dank des potenten Finanziers Dietrich Mateschitz und eines perfekten Scouting-Systems kann man Risiko nehmen. 2018 wurden für den damals 16-jährigen Adeyemi zehn Millionen an Unterhaching bezahlt. Und der fast gleichaltrige Haaland wurde um acht Millionen von Molde geholt. Nun überwies Manchester City kolportierte 75 Millionen für den Norweger. An Dortmund.

Der Rest der österreichischen Bundesligavereine ist schamlos unterlegen und absolut wehrlos. Rapid, die Wiener Austria oder Sturm Graz sind nicht in der Lage, in Jugendliche aus der ganzen Welt Millionen zu investieren und diese im Idealfall zu Superstars zu formen.

Es ist üblich, dass die alten Vereine von einem Weiterverkauf profitieren. Das steht in den Verträgen, es sind rund zehn Prozent, das ist von Fall zu Fall verschieden. Sollte Adeyemi von Dortmund vorzeitig abgegeben werden, schneidet Salzburg mit (neben diversen Managern).

Torschützenkönig

Wer verkauft, muss zwecks Aufrechterhaltung des Betriebs einkaufen. Der Schweizer Noah Okafor wurde 2019 um 11,2 Millionen von Basel geholt, Maximilian Wöber um 10,5 von Sevilla. Das waren die bisher teuersten Verpflichtungen. Salzburg hat in sieben Jahren ein Transferplus von 230 Millionen erwirtschaftet. Fortsetzung folgt: Mohamed Camara, Luka Sucic, Benjamin Sesko oder Maurits Kjaergaard, um nur einige zu nennen, sind jung, hochbegabt, gefragt, quasi Aktien im Steigflug. Und sie sind mit teils langfristigen Verträgen ausgestattet. Auch Adeyemi war bis 2024 gebunden. Freund sagte: "Wir sind kein Fass ohne Boden. Wir werden weiter vernünftig investieren, große Talente verpflichten und versuchen, unseren Level zu halten. Das ist eine schwierige Challenge."

Adeyemi freut sich sehr auf das Spiel am Sonntag bei Rapid. Auch in der letzten Runde daheim gegen Austria Klagenfurt will er unbedingt mittun. "Ich hoffe, der Trainer stellt mich auf." Er wird als Torschützenkönig abtreten, mit bisher 19 Treffern ist er diesbezüglich auf der sicheren Seite. "Salzburg ist ein gesegneter Ort." (Christian Hackl, 11.5.2022)