Eva Voraberger strebt einen vorzeitigen Sieg in Istanbul an.

Foto: Matthias Cremer

Istanbul – Eva Voraberger hatte viel Geduld aufzubringen, aber am Freitagabend bekommt Österreichs erste Boxweltmeisterin die Gelegenheit, am ersten Weltmeisterschaftskampf für Frauen in der Türkei mitzuwirken. In Istanbul bemüht sich die 32-jährige Grazerin gegen Seren Cetin um den Titel im Bantamgewicht (bis 53,5 kg) nach Version des World Boxing Council (WBC).

Die Premiere, sagte Voraberger, sei "natürlich etwas Besonderes und auch eine zusätzliche Motivation". Noch größer ist freilich die Motivation, wieder einen WM-Gürtel zu gewinnen. 2019 war die "Golden Baby" genannte Linksauslegerin, die im Jahr zuvor den WBC-Titel gewonnen und einmal erfolgreich verteidigt hatte, zuletzt in WM-Kämpfen engagiert.

Blitzniederlage

Im Jänner hatte es im Hulu Theater im Madison Square Garden von New York gegen Amanda Serrano aus Puerto Rico nur 35 Sekunden gedauert, ehe ihre Hoffnung auf den WBO-Superfliegengewichtstitel mit einer im wahrsten Sinne des Wortes vorzeitigen Niederlage endete. Im folgenden Oktober ging Voraberger dann vor eigenem Publikum in Bregenz im Bantamgewichtsduell der WBC gegen die Argentinierin Vanesa Taborda in der Schlussphase der fünften Runde zu Boden, um zu lange dortzubleiben.

Mehr als zweieinhalb Jahre später nimmt die Österreicherin, die sechs ihrer bisher 32 Kämpfe verloren hat, einen neuen Anlauf. "Die lange Pause hat für den Kopf gutgetan, sportlich war es aber schon so, dass wir wieder bei null angefangen haben." Die Vorbereitung mit Trainer Hermann Bendl sei trotz einer mittlerweile auskurierten Verletzung "zufriedenstellend" verlaufen. Der Optimismus ist groß. Cetin hat zwar ihre bisherigen neun Kämpfe allesamt gewonnen, allerdings noch keinen WM-Kampf absolviert. Voraberger: "Meine Erfahrung ist ein großer Vorteil, normaler Kampf und WM-Kampf, das ist ein großer Unterschied."

Nicht über die Runden

Auch das Gefühl des vorzeitigen Verlierens schon zu kennen sei ein Vorteil gegenüber der 24-jährigen Türkin, die allerdings in Istanbul daheim ist und dementsprechend enthusiastische Unterstützung erwartet. Weshalb Voraberger eher mit einem Sieg rechnen kann, wenn sie nicht über die volle Distanz von zehn Runden gehen muss. "Wir sind auf alles vorbereitet", sagte Voraberger, die eine aggressive Gegnerin erwartet, "dafür ist ihr Kampfstil aber auch sehr offen".

Erst nach dem Kampf am Freitag, dessen Ticketerlös zur Hälfte an Kriegsopfer und junge Sportlerinnen und Sportler in der Ukraine geht, will Voraberger über ihre weitere Karriere nachdenken. Frauenboxen kam zuletzt in Aufschwung. Der WM-Kampf zwischen Vorabergers Nemesis Serrano und Katie Taylor, der nach Punkten an die irische Weltmeisterin ging, füllte zuletzt den Madison Square Garden restlos. Die Boxerinnen kassierten je eine Million Dollar. Gegen Zahltage hätte auch Voraberger nichts. (APA, red, 11.5.2022)