Karl Pfeifer (Mitte), einer der Hauptpreisträger des Simon-Wiesenthal-Preises, zusammen mit Katharina von Schnurbein, Vorsitzende der Preisjury, und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka.

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Wien – Vier Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sind die Preisträger des heuer erstmals vergebenen Simon-Wiesenthal-Preises: Lily Ebert (Großbritannien), Zwi Nigal (Israel), Karl Pfeifer (Österreich) und Liliana Segre (Italien). Sie bekamen den Hauptpreis stellvertretend für alle Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, weil sie ihr Leben in den Dienst der Erinnerung an die Shoah gestellt haben. Verliehen hat die Preise am Mittwoch Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) im Parlament in der Hofburg.

Mit dem zum Andenken an Simon Wiesenthal geschaffenen und jährlich mit 30.000 Euro dotierten Preis wird zivilgesellschaftliches Engagement im Kampf gegen Verdrängung und Verharmlosung "der historischen Wahrheit" gewürdigt. Ausgezeichnet werden Projekte und Personen, "die sich dafür einsetzen und im Namen der Opfer der Shoah ihre Stimme erheben", erläuterte Sobotka.

Auch Preis für Engagement gegen Antisemitismus

Die Entscheidung traf das Kuratorium des Nationalfonds der Republik für Opfer des Nationalsozialismus auf Basis der von einer unabhängigen Jury getroffenen Vorauswahl aus den 284 Einreichungen aus 31 Ländern. Es gebe nicht mehr viele Überlebende des Holocaust, denen man eine Ehrung zukommen lassen kann, war die Überlegung dahinter, dass bei der Premiere der mit 15.000 Euro dotierte Hauptpreis vier Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gemeinsam zuerkannt wurde.

Außerdem wurde die Zentrale österreichische Forschungsstelle Nachkriegsjustiz (mit dem Preis für zivilgesellschaftliches Engagement für Aufklärung über den Holocaust) als "international herausragende Forschungseinrichtung, die ganz im Sinne von Simon Wiesenthal tätig ist", ausgezeichnet. Der Preis für zivilgesellschaftliches Engagement gegen Antisemitismus ging an das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus für seine "großartige ehrenamtliche Arbeit" in Deutschland, nämlich die Dokumentation antisemitischer Vorfälle bei Demonstrationen.

Bewerbungen für 2023 ab Mai wieder möglich

"Antisemitismus ist kein Problem der Vergangenheit, er geht uns alle an", stellte Hannah Lessing, die Generalsekretärin des Nationalfonds, fest. "Dein Engagement zählt – gegen Antisemitismus, für die Aufklärung über den Holocaust", sei die Botschaft des Wiesenthal-Preises.

Oskar Deutsch, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und der Israelitischen Religionsgesellschaft Österreich, würdigte das Engagement der Preisträgerinnen und Preisträger. Sie "übernehmen, dem Vorbild Wiesenthals folgend, im Bewusstsein über die Vergangenheit Verantwortung für die Zukunft".

Nach der – etwas Corona-verzögerten – Verleihung der Preise 2021 geht es am Donnerstag gleich weiter: Ab 12. Mai sind Bewerbungen für den Simon-Wiesenthal-Preis 2022 möglich. (APA, 12.5.2022)