Frostige Nächte sind noch nicht ausgeschlossen. Oft wird es erst nach den Eisheiligen kalt, weil die Bauernregel nicht an die Kalenderreform im 16. Jahrhundert angepasst wurde.

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Die Eisheiligen meinen es heuer gut mit uns. Auch wenn der Freitag die ersten Hitzetage des Jahres beendet, ist von Nachtfrost keine Spur. Zum Wochenende und darüber hinaus ist schönes Wetter angesagt. Allerdings sollten wir uns nicht zu früh freuen, denn oft kommt die winterliche Kälte mit Verspätung zurück und sorgt dann für Tristesse im Gemüsebeet.

Die Tage der Eisheiligen sind eine Mischung aus Bauernregeln, christlicher Tradition und meteorologischer Wissenschaft. Benannt sind die nach Päpsten und Märtyrern, die Mitte Mai ihre Namenstage haben: Pankratius (12. Mai), Servatius (13. Mai) und Bonifatius (14. Mai). In Norddeutschland wird auch Mamertus (11. Mai) dazugezählt, in unseren Breiten hat sich Sophia (15. Mai) als "kalte Sopherl" dazugesellt.

"Erst Mitte Mai ist der Winter vorbei"

Viele Bauernregeln, die vermutlich bis in mittelalterliche Kälteperioden zurückreichen, warnen davor, Pflanzen und Saat zu früh auszubringen: "Pankrazi, Servazi, Bonifazi sind drei frostige Bazi, und zum Schluss fehlt nie die kalte Sophie", lautet eine davon. Eine weitere: "Erst Mitte Mai ist der Winter vorbei."

Aus Sicht der Meteorologen sind die Eisheiligen zwar einigermaßen verlässlich, aber unpünktlich. Gerade Mitte Mai lässt sich laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) keine besondere Häufung von Minusgraden feststellen. Nimmt man den Termin nicht so genau, ist Frost im Mai – abhängig von der Lage der jeweiligen Orte – aber tatsächlich recht wahrscheinlich. Vor allem in den ersten zehn Maitagen.

Kaltlufteinbrüche in zweiter Maihälfte

Aber auch in der zweiten Maihälfte gibt es eine Häufung von Kaltlufteinbrüchen, die zumindest einstellige Temperaturen und Schnee bis ins Mittelgebirge bringen. Betrachtet man den Verlauf der mittleren Tagestemperatur im Mai, basierend auf den Daten der letzten 50 Jahre, dann erkennt man einen sehr markanten Temperatureinbruch zwischen 20. und 25. Mai – also rund zehn Tage nach den Eisheiligen, heißt es bei der ZAMG.

Verspätung durch Kalenderreform

Eine Erklärung für die Verspätung von Bonifaz und Co könnte die Zeitverschiebung durch die Kalenderreform im 16. Jahrhundert sein. Als vom julianischen auf den gregorianischen Kalender umgestellt wurde, ergab sich eine Verschiebung um ursprünglich zehn Tage nach hinten. Heute müssen wegen unterschiedlicher Schaltjahrberücksichtigung 13 Tage dazugerechnet werden. Die Namenstage blieben aber an das jeweilige Datum gepinnt.

Hundstage und Schafskälte

Die nächste meteorologische Singularität, wie regelmäßige Wetterausreißer genannt werden, ist der Frühsommer, der uns üblicherweise in den ersten zehn Junitagen zum Schwitzen bringt. Unmittelbar danach wird's wieder kühl: Die Schafskälte Mitte Juni kann innerhalb weniger Stunden Temperaturen um 15 Grad oder mehr absacken lassen. Der Siebenschläfertag am 27. Juni – benannt nach einer christlichen Legende und nicht nach dem putzigen Nagetier – ist als Lostag bekannt, der laut Bauernregel das Wetter für die nächsten sieben Wochen vorhersagt. Oder wie es Otto Waalkes einmal auf den Punkt brachte: "Es wird wärmer oder kälter – das hängt vom Wetter ab." (Michael Simoner, 12.5.2022)