Auf dem Transparent am Bauzaun klingt es recht definitiv. "Bierhalle am Naschmarkt coming soon", ist in weißen Blockbuchstaben auf gräulichem Hintergrund zu lesen. Der Name dessen, was nun offenbar das ehemalige "Grill & Bierhaus" auf Höhe der Köstlergasse in Wien-Mariahilf ersetzen soll, ist gewagt. Denn "Halle" ist in dieser Gegend ein Reizwort.

Der Grund dafür ist am wenige Meter entfernten Naschmarkt-Parkplatz zu finden. Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) will die 12.000 Quadratmeter große Asphaltfläche bekanntlich umgestalten. Eine Markthalle solle es werden, verkündete sie vor der Wien-Wahl im Oktober 2020.

Auf dem Bauzaun wird eine "Bierhalle" angekündigt.

Doch gegen dieses Vorhaben formierte sich Widerstand von Anrainern, die stattdessen mehr Grün auf dem Areal forderten. Dieser wurde so massiv, dass Sima das Wort "Halle" zuletzt nur noch in den Mund nahm, um ebendiese abzusagen: "Eine klotzige, klobige, von allen Seiten geschlossene Halle wird es auf dem Platz nicht geben", versicherte sie im Februar.

Und auch die Proponenten des neuen Lokals scheinen sich mit der Halle nicht ganz sicher zu sein. "Es ist noch nicht definitiv entschieden, was es wird", sagt Franz Bernthaler, Chef der Culinarius-Gruppe, auf STANDARD-Anfrage. Er berät den neuen Eigentümer Gavriel Abramov, der das "Grill & Bierhaus" von seinem Vater übernommen hat und Geschäftsführer einer Wiener Immobiliengruppe ist.

300 Plätze im Freien

Bleibt es bei der Bierhalle, steht dem Naschmarkt jedenfalls ein Großlokal ins Haus. 300 Sitzplätze im Freien und 120 im Lokal seien angedacht, erklärt Bernthaler. Dafür sollen der Stand, auf dem noch die "Grill & Bierhaus"-Schilder zu sehen sind, und jener daneben miteinander verbunden werden – allerdings nur "visuell" und nicht baulich. An den Dimensionen der Stände soll sich nichts ändern: Ein Ausbau sei wegen des Denkmalschutzes unmöglich, sagt Bernthaler.

Ein Tuchhändler nutzt den Bauzaun rund um den Stand neben dem "Grill & Bierhaus" als Auslage.

Vorbild für das Lokal seien historische Bierhallen, die um die Jahrhundertwende in Wien existierten. Die Eröffnung ist für Sommer angepeilt. Ob der Termin hält, ist allerdings fraglich: einerseits wegen der Unsicherheiten ob des Konzeptes und andererseits, weil unklar ist, ob die Materialien für den Innenausbau rechtzeitig geliefert werden können.

Zwei neue Stände eröffnet

Eine gutes Stück weiter sind die Betreiber von zwei neuen Ständen, die vor kurzem am Nachmarkt aufgeschlagen sind. "Laekka Mjölka" mit der Standnummer 290 ist derzeit in der Soft-Opening-Phase, im Juni wird offiziell aufgesperrt. Erhältlich sind dort Milchreis, Frischmilch, Milchprodukte, Nüsse und Trockenfrüchte.

Vormittags hat "Cutz" derzeit noch geschlossen, nächste Woche werden die Öffnungszeiten ausgeweitet.

Bei "Cutz" gegenüber dem Marktamt werden seit März nachmittags Kekse zum Aufbacken für daheim verkauft. Nächste Woche werden die Öffnungszeiten erweitert: Der Stand hat dann von Montag bis Samstag zwischen 11 und 18 Uhr geöffnet.

600 Rückmeldungen zu Parkplatz

Offen bleibt derweil, wie es am Naschmarkt-Parkplatz weitergeht. Ende April präsentierte die Stadt das Ergebnis eines europaweiten Ideenwettbewerbs, bei dem 51 Nutzungskonzepte eingereicht wurden. Eine Jury wählte die neun besten davon aus, sie waren bis Anfang dieser Woche auf Schautafeln bei der U-Bahn-Station Kettenbrückengasse ausgestellt und konnten bewertet werden.

"600 Feedback-Karten wurden abgegeben, werden nun gesichtet und im weiteren Verfahren berücksichtigt", heißt es aus dem Büro von Stadträtin Sima. Ihr Ziel ist es, im Herbst einen Realisierungswettbewerb für die Umgestaltung zu starten.

Der FPÖ ist das alles zu aufwendig und zu teuer. Am Donnerstag forderten Planungssprecher Toni Mahdalik und der Mariahilfer Bezirksparteichef Leo Kohlbauer einen Stopp des Projekts in der jetzigen Form. (Stefanie Rachbauer, 12.5.2022)