Anteilnahme: Anrainer gedenken der beiden Todesopfer.

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Hanau – Nach dem Tod zweier Geschwister in Hanau ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft wegen Mordverdachts und fahnden weiter unter Hochdruck nach dem Tatverdächtigen. Dem Vernehmen nach handelt es sich um den Vater der beiden Kinder – ein siebenjähriges Mädchen und ein elfjähriger Bub.

Eine Obduktion am Vortag hatte ergeben, dass das Mädchen an Verletzungen durch "scharfe Gewalteinwirkung im Halsbereich" starb, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag mitteilten. Bei dem Buben hätten multiple innere Verletzungen zum Tod geführt. Sie seien auf einen Sturz aus großer Höhe zurückzuführen. Die Gründe für den Sturz seien Teil der Ermittlungen, "die wegen des Verdachts des Mordes geführt werden", sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hanau.

Spurensicherung noch im Gang

Auch am Donnerstagnachmittag hatte es nach ihren Angaben im Rahmen der umfassenden Fahndung noch keine Festnahme gegeben. Zur Identität des Mannes äußerte sich die Sprecherin mit Blick auf die laufenden Ermittlungen nicht. Bereits am Vortag hatte sie von einem mutmaßlichen familiären Hintergrund der Tat gesprochen, weitere Details waren offen geblieben. Die Geschwister lebten in der Wohnung, in der das Verbrechen geschah.

Auch die umfangreiche Spurensicherung laufe weiter, erklärten Polizei und Staatsanwaltschaft. Ein wichtiger Baustein zur Aufklärung des Falles könnten zudem Beobachtungen von Passanten oder Anrainern sein. Wer im Zusammenhang mit der Tat eine auffällige Person gesehen habe, werde deshalb gebeten, sich mit der Kriminalpolizei Hanau in Verbindung zu setzen.

Keine Information zum Aufenthaltsort der Mutter

Mittwochfrüh hatten Passanten vor dem Hochhaus in der Hanauer Innenstadt, in dem sich die Wohnung befindet, auf dem Boden den schwer verletzten Buben gefunden. Er wurde ins Krankenhaus gebracht, wo er kurze Zeit später seinen Verletzungen erlag. Auf dem Balkon der Wohnung im neunten Stock des Hauses wurde seine tote Schwester entdeckt. Zur Frage, wo sich die Mutter der beiden Kinder zu diesem Zeitpunkt aufhielt, äußerten sich die Ermittler zunächst nicht.

Die Tat sorgte inzwischen weiter für Anteilnahme in der Stadt im Osten des Rhein-Main-Gebiets. Anrainer legten Kerzen, Blumen und Plüschtiere im Innenhof des Hochhauses ab. Es befindet sich unweit des ersten Tatorts des rassistischen Anschlags vom 19. Februar 2020 in Hanau. Damals hatte ein 43 Jahre alter Deutscher in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Danach tötete er seine Mutter und nahm sich selbst das Leben. (APA, 12.5.2022)