Bilder von leeren Regalen im Supermarkt verstören, Spekulationen über das Versiegen von Sonnenblumenöl haben Hochkonjunktur. Rasch fühlt sich einer ans Klopapier erinnert, das zum Symbol für Hamsterkäufe in der Corona-Krise wurde. Dass sich die Lücken im Sortiment, die durch soziale Medien geistern, als harmlos erweisen, weil sie kaputten Kühltruhen geschuldet sind oder innerhalb kurzer Zeit gefüllt werden, geht in der wachsenden Aufgeregtheit unter.

Es gibt genug Hebel, um Engpässe zu verhindern.
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Die Österreicher sorgen sich ums Öl für ihr Schnitzel, während Schwellenländern infolge explodierender Getreidepreise Hungersnöte drohen. Die Hysterie hat eine zynische Note. Und sie ist völlig unbegründet. Konsumenten müssen zwar lernen, mit teureren Nahrungsmitteln zu leben. Ernsthafte Probleme mit der Versorgung gibt es hierzulande jedoch nicht.

Österreich hat Rohstoffe wie Milch im Überfluss. Der internationale Warenverkehr läuft trotz des Ukraine-Krieges weitgehend reibungslos. Im Fall eines Gasembargos gelten die Lebensmittelindustrie, ihre Lieferanten und der Handel als systemrelevant: Der Staat wird ihnen Energie zuteilen.

Wer profitiert von Panikkäufen?

Auch abseits des Worst Case gibt es genug Hebel, um Engpässe zu verhindern: Mehr Getreide auf die Teller, weniger für Biosprit und Schweinefutter ist einer davon. Aufklärung darüber, wie wenig das Mindesthaltbarkeitsdatum über die tatsächliche Lebensdauer der Lebensmittel aussagt, ein anderer.

Nutznießer von Panikkäufen sind weder die Industrie noch der Handel. Zu hoch ist ihr Stress mit der Logistik. Bauern mögen daran kurz verdienen – Gewinner sind angesichts hoher Preise für Energie, Sprit, Futter und Dünger auch sie nicht. Statt Ängste über rationierte Nahrungsmittel zu nähren, gehört darüber nachgedacht, wie sozial schlechtergestellte Menschen die weiterhin steigenden Lebensmittelpreise bewältigen sollen. Die Ursachen dafür sind real, wurzeln in der Pandemie und wurden durch die Krise in der Ukraine verstärkt.

Hier lässt sich der Schalter nicht einfach umlegen. Denn Österreich hat keinen Einfluss auf die Kosten fossiler Brennstoffe. Ob sich die Regierung dazu durchringt, großen Energieversorgern deren sprudelnde Gewinne abzuräumen, ist fraglich. Dabei wäre mehr Geld für soziale Transferleistungen bitter nötig. Das Gros der Österreicher kann teurere Lebensmittel verschmerzen – zu lange etwa wurden die Preise für Fleisch, das als Lockartikel dient, künstlich niedrig gehalten. Wer aber an der Armutsgrenze lebt, braucht rasche direkte Hilfe. (Verena Kainrath, 13.5.2022)