Zurück auf der Couch: Heinz-Christian Strache im Mai 2022 in der Finca.

Foto: Puls 4

Drei Jahre ist es her, dass ein Video publik wurde, mit dem man zwar keinen Oscar für die beste Kamera gewonnen hätte, das aber die türkis-blaue Regierung sprengte. Fünf Jahre es ist her, dass Heinz-Christian Strache, damals noch nicht und mittlerweile nicht mehr Vizekanzler, sich auf einer Couch in einer Finca auf Ibiza um Kopf und Kragen redete, weil er dabei heimlich gefilmt wurde.

Immerhin: Ohne Ibiza und die falsche Oligarchennichte mit den vermeintlich ungepflegten Zehennägeln hätte Österreich vielleicht die Pandemie mit einer berittenen Polizei unter Herbert Kickl und den Angriffskrieg Russlands mit einer Außenministerin erleben müssen, die mit Wladimir Putin tanzte und vor ihm knickste. Doch alles kam anders. In weiterer Folge sorgten das Video und die Ermittlungen, die es nach sich zog, auch für den Abgang des türkisen Kanzlers Sebastian Kurz und seines Finanzministers Gernot Blümel.

Strache wirkt beim Gang durch die Finca-Küche mit Corinna Milborn durchaus bewegt.
Foto: Puls 4

Während Kurz ein halbes Jahr nach seinem endgültigen Rückzug aus der Politik gerade in einer "Doku" auf Servus TV mit Samthandschuhen interviewt wurde, stellte die Info-Chefin des Senders Corinna Milborn Strache harte Interviewfragen.

Dafür reiste Milborn nach Ibiza, besuchte mit Strache die Finca und setzte sich mit ihm in genau jenem Wohnzimmer hin, dessen graue Couch und Ledersessel schon fast ikonisch für den Auslöser einer tiefen politischen Krise und einer Zeitenwende in der Republik sind.

Stinker-Finca

Das Produktionsteam nennt das Ferienhaus, das man mieten kann, "unscheinbar, heruntergekommen und stickig", Milborn empfand das Wohnzimmer als muffig, wie sie am Donnerstag bei einem Presse-Preview erzählte. Eine Finca als Stinker sozusagen.

Er habe sich bei Bekanntwerden des Videos am 17. Mai 2017 selbst nicht sehen können, erzählt Strache bei seiner Ibiza-Rückführung im Film "Herr Strache fährt nach Ibiza – Zurück zum Ende", der nun zum Jahrestag, am Dienstag, den 17. Mai, um 20.15 auf Puls 24 ausgestrahlt wird.

Während nach wie vor gegen Strache ermittelt wird, ist seine Lesart der Geschichte eine ganz eigene, in der er überall Hintermänner und Drahtzieher vermutet.

Das Wetter war schön, die Erinnerungen für den ehemaligen FPÖ-Vizekanzler wahrscheinlich nicht so.
Foto: Puls 4

Ganz anders erinnert sich der Drahtzieher des Videos, Julian Hessenthaler, an den Abend auf der spanischen Insel. Der wegen Drogenhandels nicht rechtskräftig verurteilte Hessenthaler hinterfragt sein Urteil und sieht eine Verbindung zu Ibiza. Puls-24-Chefredakteur Stefan Kaltenbrunner besuchte ihn im Gefängnis und sprach mit ihm über Details. Beide Lesarten sind im Film zu sehen.

Strache und Gudenus: Wiedersehen im Studio

Im Interview spricht Strache auch über seinen ehemaligen politischen Gefährten und Freund Johann Gudenus, mit dem es nach seinem Rücktritt als Vizekanzler zum kompletten Bruch gekommen war. Dienstagnacht werden die beiden einander im Fernsehstudio nach der Ausstrahlung des Films erstmals wieder gegenübersitzen. Man darf gespannt sein, was sich die Ex-Politiker und früheren rechtsextremen Parteifreunde nach so langer Zeit zu sagen haben. (Colette M. Schmidt, 12.5.2022)