Wohin mit Leuten, die es mit Politik versucht haben, aber nicht mehr ministrieren wollen?

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Schwuppdiwupp, so schnell kann es gehen. Kaum hat man die Ausnahmeministerinnen Köstinger und Schramböck von Herzen liebgewonnen und hechelt freudig ihren nächsten Medienauftritten entgegen, da treten sie auch schon zurück. Und das ohne Aufschrei der Öffentlichkeit, gerade so, als ob Hinz und Kunz die Fähigkeit besäßen, politische Spitzenprojekte mit garantierter Zwerchfellmassage wie das unvergessene "Kaufhaus Österreich" ins Leben zu rufen. Bei Amazon rollen sie immer noch vor Lachen auf dem Boden, wenn jemand die Namen Schramböck oder Mahrer ausspricht.

Gut, mit etwas Fortüne wird die Republik diese Abgänge aushalten. Aber unter dem Aspekt der Gendergerechtigkeit sind sie ein Wahnsinn. Fortan werden Inkompetenznachweise in der Regierung fast ausschließlich wieder Männern zugutekommen. Das ist ein Incompetence-Gap, der sich gewaschen hat und hoffentlich alle nationalen Jammerlappen und -läppinnen opfertechnisch auf die Barrikaden bringen wird. Denn auf diese Art geht es wirklich nicht.

Unverbindliche Probewoche

Zusatzfrage, die sich in solchen Fällen stellt: Wohin mit Leuten, die es mit Politik versucht haben, aber nicht mehr ministrieren wollen? Gibt’s bei Peter Thiel ein Pöstchen? Oder füllt Sebastian Kurz die Abteilung für ausgemusterte Österreicher schon zur Gänze aus? Wie schaut’s aus mit einem Wolfgang-Schüssel-Ersatz für Lukoil? Braucht Putin außer Frau Kneissl weitere Zuknickserinnen, die für ein Paar Ohrringe bewundernd auf die Knie sinken?

Wenn nicht, gäbe es eine Alternative, die der Durchlässigkeit von Presse und Politik zu verdanken ist: Kolumnist werden! Ich habe lange die Kolumnen von Boris Johnson verfolgt und meine: Als Schreiber war der Mann, anders denn als Politiker, immer sehr gut. Quasi ein umgekehrtes Pendant zu Rudi Anschober, der seine Krone-Kolumnen in einem liebenswürdig-biederen Stil verfasst und damit alle Welt ergötzt und erfreut. Nicht so eine nihilistisch-destruktive Schmiererei wie hier beim Krisenkolumnisten!

Sollte mir Karl Nehammer irgendwann anbieten, einen Monat lang an seiner statt Bundeskanzler zu spielen: Ich bin dabei! Und dann kann Österreich was erleben! Im Gegenzug biete ich Köstinger und Schramböck eine unverbindliche Probewoche als Gastkolumnistinnen an. Falls Interesse besteht: Bitte einfach bei mir melden. (Christoph Winder, 14.5.2022)