Wovon Inspektor Columbo nur träumen konnte: ein silberner Trenchcoat. Neil Tennant von den Pet Shop Boys bei der Aufführung immergrüner Synthie-Pop-Perlen im Wiener Gasometer.

Foto: APA / Florian Wieser

Im weißen Trenchcoat sieht er aus wie ein Conférencier. Maßvoll schreitet er die Bühne ab, übertriebene Entertainerqualitäten lassen sich nicht erkennen. Im Hintergrund der Bühne läuft die eigentliche Sensation, die Videos und das Lichtdesign der Pet Shop Boys, vor denen Neil Tennant ein bisschen wirkt wie bei der Produktentwickler-Präsentation für Investoren: "Schauen Sie, wie toll das ist!"

Was zu Beginn des Konzerts im Wiener Gasometer am Donnerstag noch ein bisschen hölzern und unteraufregend wirkte, wuchs sich noch zu einem kleinen Fest aus. Seit über 40 Jahren sind die Pet Shop Boys zugange, die Briten gelten als Superstars des Synthie-Pop, dessen Grenze zur Club-Musik fließend ist, womit die Boys die Ästhetik der House-Music via Formatradio selbst in die hintersten Täler exportiert haben.

Sympathische Schrulle

Mit 67 Jahren verhält man sich natürlich gesetzter im Club als mit hormongesteuerten 25. Während Kompagnon Chris Lowe (62) unter einer Baseball-Kappe den maulfaulen Maschinisten gibt, ist Tennant der Erzähler, der das Mehrgenerationenpublikum mit dem Gestus eines sympathisch schrulligen Gentlemans mit Anekdoten unterhält, die Gastgeberstadt lobt, seine paar Brocken Deutsch abruft, ein paar Mal die Garderobe wechselt und ansonsten tut, was von ihm erwartet wird: Er setzt mit seinem nasalen Organ helle Kontrapunkte zur pumpenden Musik, eines der Geheimnisse des Welterfolgs der beiden.

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Das entwickelt selbst an fußschweren Abenden noch reichlich Magie, wenngleich so ein Best-of-Programm zwangsweise ein Stück Bestätigungskultur ist: Die Pet Shop Boys sind super, wir haben es immer schon gewusst.

Welthits im Heimspiel

Heimspiel also, egal, wo die beiden gerade sind. Der New York City Boy ließ grüßen, Domino Dancing fuhr dem vollen Saal in die Hüften, Coverversionen reichten von U2 (Where The Streets Have No Name) bis zu You Are Always On My Mind (Gwen McCrae, Willie Nelson, Elvis ….) – gut zwei Dutzend Songs standen auf der Setlist, viele davon Welthits, der Zuspruch war entsprechend.

Dazu Bühnensettings, die den beiden eine immergrüne, zeitlose Aura verpasst haben. Die Moderne hat immer Saison. Ad multos annos, wie der Burgenländer sagt. (Karl Fluch, 13.5.2022)