Grundstücke, bebaut und unbebaut, Wohnungen, Einfamilienhäuser, Gewerbeflächen für Hotels oder Frühstückspensionen: "Gesucht wird quer durchs Gemüsebeet", sagt Doris Scarpatetti-Matheis von Wörthersee Immobilien. Solange es in Verbindung mit dem Wörthersee stehe, gebe es nichts, das nicht nachgefragt werde. Seit rund 18 Jahren ist sie Immobilienmaklerin in der Region. Corona habe die Nachfrage ungemein angeheizt. Bedienen können Maklerinnen wie Scarpatetti-Matheis diese aber nur bedingt, es herrscht "Mangelangebot".

Sommer, Sonne, Sonnenschein: Der Ossiacher See ist ein begehrtes Urlaubsdomizil. Ganzjährige Liegenschaften sind derzeit schwer zu kriegen.
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Die Nachfrage ist nicht nur am Wörthersee hoch, auch am Ossiacher See, am Faaker See, am Klopeiner und am Millstätter See ist der Blick aufs kühle Nass begehrt. Das heizt die Preise ordentlich an. In den letzten drei Jahren seien die Liegenschaften um fast 40 Prozent teurer geworden, sagt Manuel Krzisnik von Safe Immobilien in Velden am Wörthersee. Wer eines der raren Grundstücke in der ersten Reihe ergattern will, muss am Wörthersee zwischen 2000 und 4000 Euro je Quadratmeter hinlegen. Wohnungen im Mehrparteienhaus mit Seezugang kosten laut Krzisnik zwischen 16.000 und 22.000 Euro je Quadratmeter. Absolute High-End-Wohnungen werden laut Scarpatetti-Matheis teilweise sogar zwischen 23.000 und 25.000 Euro gehandelt. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren derartige Lagen noch um 10.000 Euro pro Quadratmeter zu haben.

Teurer Blick auf den See

Auch wer nur einen Blick auf den See vom Wohnzimmer aus erhaschen will und bereitwillig ins Auto steigt, um die Füße im Wörthersee abzukühlen, muss tief in die Tasche greifen. Die Preisentwicklung hänge natürlich von Lage und Ausstattung ab, aber für einen Seeblick werden zwischen 10.000 und 12.000 Euro pro Quadratmeter verlangt, erzählt Krzisnik – und dass momentan auch überbezahlt werde.

Interessenten und Käuferinnen in den Kärntner Seeregionen stammen großteils aus Österreich, gefolgt von Deutschland. Das liegt wohl auch daran, dass Widmungen für Freizeitwohnsitze bereits seit Jahren nicht mehr vergeben werden.

Neue Projekte werden aber ohnehin nur sehr spärlich verwirklicht. Paul Perkonig, Obmann der Fachgruppe Immobilien in der Wirtschaftskammer Kärnten, erklärt, dass die massiv gestiegenen Baukosten neben dem geringen Bestandsangebot ein weiterer Preistreiber sind. Auch gebrauchte Wohnungen sind kaum zu haben. Eigentümerinnen und Eigentümer, die nicht unmittelbar Geld benötigen, verkaufen nicht. Darin sind sich die Makler einig. Grund und Boden wird vor allem in Krisenzeiten als sichere Anlage gesehen.

Rund um die Kärntner Seen verlieren sie derzeit auch nicht an Wert. Im Gegenteil: Scarpatetti-Matheis geht davon aus, dass die Nachfrage im Sommer noch einmal anziehen wird, wenngleich die Finanzierung schwieriger wird. Denn die Vergabekriterien für Immokredite werden Mitte des Jahres verschärft. Wer künftig Geld von der Bank will, muss mindestens 20 Prozent des Kaufpreises in Form von Eigenkapital nachweisen können, außerdem darf die Kreditrate nicht mehr als 40 Prozent des monatlichen Nettoeinkommens ausmachen und die Finanzierung maximal 35 Jahre laufen. Einen Kredit zu bekommen wird in naher Zukunft also schwieriger. Wer allerdings über Vermögen verfügt, könne schnell zuschlagen, sagt Scarpatetti-Matheis.

Zwangsversteigerungen

Und das könnte schon bald der Fall sein. Laut Perkonig könnten Insolvenzen und damit Zwangsversteigerungen demnächst zunehmen. Gewährte Stundungen seien zurückzuzahlen, zudem würden die Zinsen bald steigen, und die Inflation heize die Preisspirale weiter an. Realistischerweise müsse man bedenken, dass das ein Thema werden wird, sagt Perkonig. (Julia Beirer, 18.5.2022)