Die einleitende Keynote zur Google I/O 2022 mag mit einer Laufzeit von etwas mehr als zwei Stunden nicht gerade kurz ausgefallen sein, und doch ist sich dort offenbar nicht alles an Neuvorstellungen ausgegangen. Und so gab es am Donnerstagabend noch weitere Ankündigungen aus dem Hause Google.

Android Auto

Wer viel mit dem Auto unterwegs ist, den dürfte das Folgende besonders interessieren: Google kündigt ein Redesign für Android Auto an. Dieses soll vor allem der Realität Rechnung tragen, dass in Fahrzeugen immer größere Displays verbaut werden, auf denen das bisherige UI eher verschwenderisch wirkt.

Ein neues Design für Android Auto
Android

Die neue Oberfläche passt sich dabei dynamisch an Größe und Seitenverhältnis des Displays an. Umgesetzt wird das mit einer Split-Screen-Ansicht, bei der also unterschiedliche Informationen nebeneinander präsentiert werden. So kann dann etwa die Navigation den größten Teil einnehmen, während Benachrichtigungen und Mediensteuerung ebenfalls fix positioniert werden können.

Aufbau

Als zentrales Steuerelement ist am unteren Bildschirmrand ein Taskbar angebracht, der nicht nur zum Zugriff auf Apps und Sprachsteuerung verwendet wird, sondern wo auch Zeit und Statusinformationen angesiedelt sind. Je nach Seitenverhältnis kann dieser Balken auch am linken Bildschirmrand erscheinen. Die neue Oberfläche soll ab Sommer für Android-User verfügbar sein.

Android Automotive
Foto: Google

Neuigkeiten gab es aber auch für Android Automotive, also jenes Betriebssystem, das Fahrzeughersteller fix in ihre Autos aufnehmen können. So soll dieses generell Chromecast-Support bekommen, damit können dann etwa Videos direkt vom Smartphone an das Display geschickt werden. Zudem verspricht Google, dass weitere Apps für Android Automotive bald kommen sollen, darunter das bisher noch fehlende Youtube.

Android TV

Weiter zu Android TV: Ohne großes Aufsehen wurde am Rande der I/O eine neue Testversion von Android 13 (ebenfalls die Beta 2) für Fernseher veröffentlicht. Dazu passend kündigt Google nun an, was die neue Softwaregeneration an Verbesserungen bringen soll.

Android TV in neuer Version.
Grafik: Google

Zentral ist dabei ein erweiterter Bild-im-Bild-Support. Dieser ist etwa dazu gedacht, parallel zum Fernseherlebnis auch Videoanrufe anzuzeigen. Ein Einsatzszenario dafür wäre etwa das gemeinsame Schauen eines Films – was bei einigen Diensten mittlerweile geht. Mit der neuen Version können dann auch die Fenster von mehreren Personen gleichzeitig dargestellt werden. Das System soll dabei automatisch darauf achten, dass nicht die wichtigsten Teile der Inhalte überlagert werden.

Basisverbesserungen

Ansonsten gibt es vor allem strukturelle Verbesserungen. So soll Android TV künftig besser auf Änderungen des HDMI-Status reagieren, um dann beispielsweise Strom sparen zu können. Ein neuer "Audio Manager" API soll die Audioausgabe verbessern. Dazu kommen einige Verbesserungen im Bereich Barrierefreiheit sowie Performance-Optimierungen.

Wann all das bei den Nutzer landet, ist allerdings längst nicht klar. Googles eigenes Chromecast mit Google TV hängt beispielsweise noch immer auf Android 10 fest. Für normale Nutzer gibt es denn auch aktuell keine Möglichkeit, die Beta-Version auszuprobieren. Diese ist nämlich exklusiv für ADT-3 verfügbar, und damit für ein Streaminggerät, das ausschließlich an Entwickler abgegeben wird.

Android Developers

Health Connect

Und dann wäre da noch eine Neuerung, die nicht zuletzt mit dem Blick auf Wearables äußerst interessant ist. Unter dem Namen "Health Connect" wird eine gemeinsame Plattform für Fitness- und Gesundheitsdaten unter Android geschaffen.

Diese ist das Ergebnis einer Kooperation von Samsung und Google, insofern sollen auch die Services der beiden Unternehmen künftig "Health Connect" verwenden – also Samsung Health, Google Fit sowie Fitbit. Darüber hinaus betont Google, dass die Schnittstellen bereits mit einigen anderen Herstellern getestet wurden, darunter My Fitness Pal oder auch Withings.

Konzept

In Health Connect sollen eine Fülle von Gesundheitsdaten zusammenlaufen, von Vitalwerten über Ernährungsinformationen bis zu sportlichen Aktivitäten oder auch die Erfassung des Menstruationszyklus. All diese Daten können dann von sämtlichen Apps, die Health Connect unterstützen, gemeinsam genutzt werden, was den Nutzern also zusätzliche Optionen in der App-Wahl gibt.

Android Developers

Da es sich dabei um äußerst sensible Informationen handelt, sollen sie von Haus nur am lokalen Gerät – und das verschlüsselt – gespeichert werden. Über jede weitere Nutzung sollen dann die Nutzer selbst entscheiden, müssen sie also explizit genehmigen.

Management

Eine zugehörige "Health Connect"-App soll den zentralen Anlaufpunkt bilden, um festzulegen, welche App worauf zugreifen darf. Diese soll allerdings erst ab Herbst verfügbar sein – parallel zum Start von Googles eigener Pixel Watch. Mit der jetzigen Ankündigung sollen vor allem Entwickler dafür gewonnen werden, das System zu unterstützen.

All das wirft natürlich die Frage auf, wie es mit Google Fit weitergeht: Immerhin war das bisher – auch – Googles Plattform zur Speicherung solcher Daten, die auch von vielen Dritt-Apps unterstützt wird. Google erklärt den Unterschied in einem FAQ: Während Fit an das Google-Konto gebunden ist, verwendet Health Connect ein Device-zentrisches und somit auch unabhängiges Modell.

Ausblick

Natürlich können die Nutzer auf Wunsch die Daten auch an Cloud-Services weitergeben, um sie auszuwerten – sei es Google Fit, Fitbit oder auch ganz ein anderer Anbieter. Auf Sicht dürfte Google Fit damit aber keine große Zukunft beschert sein, zumal Google offenbar auch für Smartwatches die stärkere Fitbit-Marke in den Vordergrund stellen will. (Andreas Proschofsky, 13.5.2022)