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Al-Jazeera beschuldigt israelische Sicherheitskräfte, die 51-Jährige vorsätzlich getötet zu haben.

Foto: Reuters / Ibrahim Abu Mustafa

New York/Jerusalem – Nach dem Tod der Journalistin Shireen Abu Akleh im Westjordanland hat der UN-Sicherheitsrat eine Aufarbeitung des Falles gefordert. "Die Mitglieder des Sicherheitsrates forderten eine sofortige, gründliche, transparente, faire und unparteiische Untersuchung ihrer Tötung und betonten die Notwendigkeit, Rechenschaft abzulegen", hieß es in einer Mitteilung des mächtigsten UN-Gremiums. Zudem verurteilten die 15 Ratsmitglieder die Tötung der US-Palästinenserin "auf das Schärfste" und sprachen ihren Angehörigen ihr Beileid aus.

Shireen Abu Akleh vom katarischen TV-Sender Al-Jazeera war am Mittwoch im Westjordanland erschossen worden. Al-Jazeera beschuldigt israelische Sicherheitskräfte, die 51-Jährige vorsätzlich getötet zu haben. Nach Darstellung der israelischen Armee hatte es ein heftiges Feuergefecht mit Dutzenden militanten Palästinensern während einer Razzia gegeben – ersten Zwischenergebnissen ihrer eigenen Untersuchung zufolge sei es nicht möglich, "eindeutig" zu bestimmen, von wo der tödliche Schuss kam.

Gewalt bei Begräbnis

Offenbare Gewalt israelischer Sicherheitskräfte gegen Teilnehmer bei Abu Aklehs Beerdigung hatte zudem am Freitag international für Bestürzung gesorgt. Kritik kam unter anderem von den Vereinten Nationen, den USA sowie der Europäischen Union. Im Internet kursierende und von TV-Sendern ausgestrahlte Bilder schienen israelische Sicherheitskräfte zu zeigen, die unter anderem auf Menschen einprügeln, die einen Sarg tragen. Die Polizei sprach dagegen von Hunderten gewalttätigen Demonstranten, die unter anderem mit Steinwürfen für Unruhen gesorgt hätten.

Die israelische Polizei kündigte unterdessen eine Untersuchung an. Die Polizei werde Lehren aus dem Vorfall ziehen, hieß es am Samstag in einer Mitteilung. Hunderte gewalttätige Teilnehmer hätten versucht, die Zeremonie zu sabotieren und Polizisten Schaden zuzufügen.

Der Vorfall geschah, als mehrere Personen den Sarg der getöteten Journalistin auf ihren Schultern aus dem Krankenhaus trugen. Anschließend machte sich die Prozession auf den Weg zum Friedhof. Der Sarg wurde stattdessen in einem Auto gefahren. Zu der Beerdigung auf einem christlich-orthodoxen Friedhof neben der Altstadt kamen Tausende Menschen.

Der palästinensische Rettungsdienst sprach anschließend von 33 Verletzten. Die israelische Polizei meldete sechs Personen, die festgenommen worden waren.

Palästinenser begrüßen internationale Unterstützung

Die Palästinenser-Regierung setzt auf internationale Unterstützung bei den Ermittlungen zum Tod von Abu Akleh. Die Beteiligung aller internationalen Gremien sei willkommen, erklärte der hochrangige Palästinenser-Vertreter Hussein al Sheikh am Samstag auf Twitter. Ein Angebot Israels, bei den Ermittlungen zu kooperieren, hatten die Palästinenser abgelehnt.

Die erfahrene Journalistin Abu Akleh war laut Al-Jazeera am Mittwoch bei der Berichterstattung über eine Razzia in Jenin ums Leben gekommen. Sie habe dabei eine Schutzweste getragen, die sie eindeutig als Journalistin ausgewiesen habe. Die palästinensischen Behörden sprechen von einer Ermordung durch israelische Einsatzkräfte. Israel hatte zunächst palästinensische Kämpfer für den Tod der Journalistin verantwortlich gemacht. Inzwischen räumen Vertreter der Regierung aber ein, dass die Reporterin durch israelischen Beschuss gestorben sein könnte.

Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas warf der israelischen Armee eine vorsätzliche Tötung der in der arabischen Welt bekannten 51-Jährigen vor. Am Freitag erklärte die palästinensische Generalstaatsanwaltschaft, allein israelische Truppen hätten in dem Moment geschossen, in dem die Journalistin getroffen worden sei. Israels Armee veröffentlichte dagegen Zwischenergebnisse ihrer Untersuchung, wonach es derzeit nicht möglich sei, "eindeutig" zu sagen, von wo der tödliche Schuss kam. (APA, 14.5.2022)