Rund 3.000 Tiere wurden bisher im Rahmen des von der Stadt Wien geförderten Projekts eingefangen, kastriert und wieder ausgelassen.

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Streunerkatzen sind überaus scheu.

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Keine Streunerkatze, sondern eine Wildkatze aus der Wachau.

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Es gibt Städte, da gehören Streunerkatzen zum Stadtbild dazu. In ländlichen Gegenden schleichen sie ebenfalls durch Gärten und Felder, auch hierzulande. In Wien hingegen bekommt man Streunerkatzen kaum zu Gesicht. Sie leben vor allem in Parks, Kleingartenanlagen und in den Randbezirken. Die Tiere, die die Nachkommen von verwilderten, also entlaufenen oder ausgesetzten, Hauskatzen sind, gelten als überaus menschenscheu. Sie lassen sich nicht in den Haushalt integrieren und reagieren panisch in geschlossenen Räumen.

Wie viele Streunerkatzen es gibt, lässt sich daher nicht nachvollziehen. Dass sie in der Metropole in der Regel nicht weiter auffallen, erklärt Eva Persy, Leiterin der Tierschutzombudsstelle Wien, folgendermaßen: "Da es in Wien zahlreiche Tierfreundinnen und Tierfreunde gibt, die die Katzen in ihren Revieren mit Futter versorgen, sind die Tiere nicht gezwungen, untertags in der Stadt nach Nahrung zu suchen. So bleiben sie weitgehend unsichtbar."

Fangen und kastrieren

Die Tierschutzombudsstelle Wien (TOW) ist jene Institution, die Meldungen über Streunerkatzensichtungen in Wien sammelt. Sie sorgt auch dafür, dass sich die Kolonien nicht sprunghaft vermehren. Gemeinsam mit einigen Vereinen fangen die TOW-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter die Katzen ein, kastrieren sie und lassen sie wieder an ihrem angestammten Ort aus. Die Stadt unterstützt das Projekt aktuell mit zehn maßangefertigten Fallen und vier Transportboxen.

Warum ihre Anzahl unter Kontrolle gehalten werden muss, verdeutlicht ein Rechenbeispiel der Tierschutzombudsstelle: Katzen können bis zu dreimal im Jahr werfen. Diese Nachfahren wiederum sind bereits in einem Alter von vier bis fünf Monaten selbst paarungsfähig. So können aus einem Katzenpaar innerhalb von nur zwei Jahren 66 Katzen werden. Innerhalb von fünf Jahren ergeben sich so aus ursprünglich zwei Katzen an die 12.680 Katzen. Würde die Population allerdings derart unreguliert ansteigen, dann wäre ein verstärkter Kampf sowohl um Nahrung als auch um Reviere die Folge.

"Gelebter Tierschutz"

Und diese Situation würde, führt Tierschutzombudsfrau Persy aus, zu "enormem Tierleid führen" und zudem "ein hohes Konfliktpotenzial auch für die Menschen in der Nachbarschaft der Streunerkolonien bergen". Das Einfangen und Kastrieren von Streunerkatzen sei "somit gelebter Tierschutz". (Anna Giulia Fink, 16.5.2022)