Foto: APA/BARBARA GINDL

So schnell kann’s gehen. Gerade einmal ein paar Monate ist es her, da war die Hauptsorge der Konsumenten, ob sie sich vor dem Wellnessdrink-Regal im Supermarkt lieber für Yamswurzel-Süßkartoffel oder für Zitronengras-Kombu-Alge entscheiden sollten. Heute wissen sie nicht mehr, ob sie sich die Wellness überhaupt noch leisten können.

Die Kombination von irrer Inflation, irren Immobilienpreisen und dem Luxuskrieg des KGB-Brausekopfs haben ganze Arbeit geleistet und dazu geführt, dass die Textsorte "Die besten Spartipps" hoch im Kurs steht. Ein nützlicher Service, gewiss, aber auch einer, der Angst macht, wenn man bezweifelt, dass man eine Inflationsrate von 20 Prozent – und wer garantiert, dass es die nicht geben wird? – durch das Gürtel-enger-Schnallen noch kompensieren könnte.

Dank irrer Inflation und Luxuskriegs schießen die Lebensmittelpreise in die Höhe.
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In diesem Fall hülfe mehr noch radikalstes Kampfsparen. In den 1990er-Jahren gingen Berichte über Hanneke van Veen und Rob van Eeden durch die Medien. Die beiden niederländischen Geizweltmeister brühten jeden Teebeutel fünfmal auf und legten Ziegelsteine in den Spülkasten im Klo, um Wasser zu sparen. An ihnen müsste man sich ein Beispiel nehmen: erst ein Kartoffelbeet unter dem Wohnzimmertisch anlegen, dann den Fernkurs "Der kleine Fleischhauer" machen und drei, vier Schweinderln im Kinderzimmer sowie einen Karpfen in der Badewanne halten. Subsistenzwirtschaft vom Feinsten. Es schaut nach einer frugalen Zukunft aus. (Christoph Winder, 15.5.2022)