Selbst wer nur rein ökonomisch denkt, wird sich fragen, warum es für junge Menschen in einer psychischen Notsituation zu wenig gute Behandlung gibt – sowohl im niedergelassenen Sektor als auch im Spitalsbereich. Denn klar ist: Kranke Kinder werden irgendwann kranke Erwachsene.

Und wenn jungen Menschen in akuten psychischen Krisen nicht adäquat geholfen wird, braucht der Staat in den Folgejahren ein Vielfaches von dem, was ihre Behandlung zunächst gekostet hätte. Womöglich brechen die Betroffenen ihre Ausbildung ab und kommen nie im Erwerbsleben an.

Kindsein kann auch mit starken Krisen einhergehen. In besonders schwierigen Zeiten brauchen Kinder ein Umfeld, das ihnen helfen kann.
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Es sollte möglichst viel getan werden, um jungen Menschen in Krisen niederschwellig zu helfen. Dafür braucht es mehr Angebote an Schulen, also mehr Psychologen und Sozialarbeiterinnen. Es braucht weiters viel mehr leistbare Angebote auf Kasse, die den jungen Leuten unter akutem psychischem Druck nachhaltig helfen können. Also Psychotherapieplätze, auf die nicht erst monatelang gewartet werden muss.

Im Extremfall kommt es auch einmal zu einem stationären Aufenthalt. Jungen Patientinnen und Patienten soll dabei nicht zugemutet werden, auf einer Erwachsenenpsychiatrie zu landen. Sie sollen altersadäquat und kontinuierlich betreut werden. Im Idealfall öffnen sie sich jemandem, machen mit, wachsen und können ihr Leben nachher besser meistern. Wäre das nicht von unschätzbarem Wert? (Gudrun Springer, 16.5.2022)