Im Vergleich zu den anderen Euroländern schneidet Österreich 2022 besser ab, da liegt der Eurozonen-Schnitt beim Wirtschaftswachstum bei 2,7 Prozent.

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Den einen bleibt gar nichts anderes übrig, als den Gürtel enger zu schnallen, die anderen tun es, weil sie auf ihren Kassenbons die gestiegenen Preise deutlich wahrnehmen: Die Inflation ist in den Köpfen der Konsumenten angekommen, wie eine taufrische Onlinebefragung der Johannes-Kepler-Universität Linz zeigt. Die Menschen ziehen daraus auch ihre Schlüsse: Fast ein Drittel (30 Prozent) plant, sich beim Einkaufen einzuschränken. 75 Prozent wollen mehr auf Aktionen schauen, viele sich billigere Produkte in den Einkaufskorb legen.

Der private Konsum wird dennoch auch heuer wachsen. "Aufgestauter Privatkonsum, Belebung des Tourismus und des Dienstleistungssektors", all das sind Faktoren, die die EU-Kommission in ihrer aktuellen Frühjahrsprognose als wachstumstreibend für die heimische Wirtschaft einschätzt.

Teuerung bremst

Gleichzeitig bremst die Teuerung die Erholung der Wirtschaft ein. Die Brüsseler Behörde nimmt ihre wenige Wochen vor Beginn des Ukraine-Krieges getroffenen Annahmen zurück und rechnet hierzulande für 2022 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 3,9 Prozent, das sind um 0,4 Prozentpunkte weniger als erwartet. Das gilt auch für den Blick in den Rückspiegel. Sind die Experten der Kommission für 2021 von einem BIP-Plus von 4,7 Prozent ausgegangen, rechnen sie nun mit 4,5 Prozent. Anhaltende Lieferkettenprobleme und die dank der hohen Abhängigkeit Österreichs von russischem Gas hohen Energiepreise wirken sich wachstumshemmend aus. Der Krieg in der Ukraine bedeutet "Gegenwind für die österreichische Exportindustrie", die hohen Preise würden die Kaufkraft unter Druck setzen, lautet die Analyse.

Nach oben korrigiert die Kommission nicht überraschend ihre Erwartungen für die Inflation. Sie geht nun davon aus, dass die Teuerung heuer mit 6,0 Prozent ihren Höhepunkt erreichen und nur allmählich auf 3,0 Prozent im Jahr 2023 zurückgehen wird. Die Wachstumsaussichten für das kommende Jahr hält Brüssel für bescheiden: Gerechnet wird mit 1,9 Prozent.

Weitaus deutlicher kappt die EU-Kommission die europäische Wachstumsprognose. Die Wirtschaft der EU sowie der Euroländer soll heuer nur um 2,7 Prozent wachsen statt wie vor dem russischen Einfall in der Ukraine erwartet um vier Prozent. Die Teuerungsrate könnte mit 6,1 Prozent noch höher ausfallen als in Österreich.

Die deutsche Wirtschaft könnte nach den Berechnungen der EU-Experten im zweiten Quartal sogar leicht schrumpfen. Im dritten Quartal könnte sie wieder zurückkehren in die Wachstumsspur. Ihre Vorhersage für das deutsche BIP-Plus 2022 kürzte die Kommission drastisch: von 3,6 auf 1,6 Prozent. (rebu, 16.5.2022)

Anmerkung: Dieser Artikel wurde aktualisiert