Die Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 könnten in den kommenden Monaten das Infektionsgeschehen dominieren.

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Die Weltgesundheitsbehörde WHO hat vor kurzem die beiden Omikron-Subvarianten BA.4 und BA.5 auf die Liste der besorgniserregenden Varianten aufgenommen. Kürzlich zog auch das European Centre for Disease Prevention and Control nach: Am 13. Mai stufte das ECDC die beiden Omikron-Subtypen als "variants of concern" ein.

Der Grund dafür dürfte sein, dass sich die in Südafrika bereits vorherrschenden Omikron-Varianten derzeit auch immer mehr in Portugal ausbreiten. Das National Institute of Health in Portugal geht sogar davon aus, dass bis 8. Mai bereits 37 Prozent aller gemeldeten Corona-Fälle auf die in Südafrika entdeckte Subvariante BA.5 zurückzuführen waren.

BA.4 und BA.5 haben "Wachstumsvorteil"

Warum die Entwicklungen in Portugal die WHO und das ECDC dazu veranlasst haben, die Varianten als "besorgniserregend" einzustufen, erklärt Virologe Christoph Steininger von der Med-Uni Wien so: "Die neuen Daten aus Portugal zeigen, dass BA.4 und BA.5 definitiv einen Wachstumsvorteil gegenüber BA.1 und BA.2 haben müssen."

Diesen Schluss konnte man bisher allein aus den südafrikanischen Daten nicht ziehen – denn dort gab es keine BA.2-Welle. Bisher war klar: BA.4 und BA.5 können den Immunschutz einer bereits durchgemachten BA.1-Infektion umgehen. Jetzt wird vermutet: "Auch eine vorhandene Immunität gegen BA.2 reicht wahrscheinlich nicht aus, um einen sicheren Schutz vor BA.4 und BA.5 zu gewähren," sagt Steininger.

Ausblick auf die nächsten Monate

Beim Wachstumsvorteil gehen die portugiesischen Behörden davon aus, dass dieser bei BA.5 zwölf Prozent höher sein dürfte als bei BA.2. Das deckt sich ungefähr auch mit den Zahlen aus Südafrika, die von einem 13 Prozent höheren Wachstumsvorteil ausgehen. Wenn diese Zahlen stimmen, könnte BA.5 bereits Ende dieser Woche die vorherrschende Variante in Portugal sein.

Das ECDC geht in seinem neuesten Bericht auch davon aus, dass die Zahl der Infektionen mit den Varianten BA.4 und BA.5 in den kommenden Wochen und Monaten "zu einem erheblichen Gesamtanstieg der Infektionszahlen in Europa führen könnte." Derzeit seien die Zahlen der Infektionen mit BA.4 und BA.5 noch gering, allerdings "dürfte der Wachstumsvorteil darauf hindeuten, dass diese Varianten in Zukunft dominieren werden." Die Expertinnen und Experten weisen aber auch darauf hin, dass es derzeit keine Hinwiese darauf gebe, dass die beiden neuen Varianten schwerere Verläufe als BA.1 und BA.2 mit sich bringen würden. Allerdings sei hier die Datenlage auch noch recht dünn.

Dennoch betont Steininger, "dass die bei uns herrschende Grundimmunität durch Impfung und Infektionen einen positiven Effekt haben wird. Vermutlich werden sich die Varianten BA.4 und BA.5 auch weiter in Österreich ausbreiten, jedoch nicht mit einer solchen Heftigkeit wie zu Beginn der Pandemie." (Jasmin Altrock, 16.05.2022)