ÖVP-Generalsekretärin Laura Sachslehner in "Im Zentrum".

Foto: Screenshot/ORF-TVThek

Wer in den vergangenen Wochen öfter mal deutsches TV sah, konnte sehr häufig Kevin Kühnert dabei zusehen, wie er den Wackelkurs "seines" Regierungschefs Olaf Scholz zu erklären versuchte. Um es kurz zu machen: Der junge SPD-Generalsekretär machte das gut, er sprach sehr offen über die inneren Kämpfe in der SPD – überlegt, abwägend, erklärend. Schon da beschlich einen bisweilen der Gedanke: Wie liefe wohl eine Diskussion zwischen Kühnert und der ebenfalls jungen Generalsekretärin der größten Regierungspartei in Österreich, Laura Sachslehner (ÖVP), ab?

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt – vor allem seit Sonntagabend, als Sachslehner in "Im Zentrum" zur Zukunft der ÖVP nur mauerte. Nun mag man noch irgendwie verstehen, dass es für eine überzeugte Parteigängerin hart ist, sich einzugestehen, dass in den eigenen Reihen möglicherweise ein Korruptionsproblem besteht. Eine gute Parteimanagerin müsste das freilich längst erkannt haben und in die Aufklärungsoffensive gehen.

Allein, Sachslehner sah überall nur Verschwörung und verstieg sich sogar zur Behauptung, dass es "in keinster Weise an der ÖVP" liege, dass in Österreichs Amtsstuben immer noch das Amtsgeheimnis statt Transparenz regiert. Der Miene des ehemaligen Landwirtschaftsministers und EU-Kommissars Franz Fischler konnte man die Fassungslosigkeit darüber in Echtzeit ablesen. Sachslehner übte sich in "Brachialignoranz", wie es "Krone"-Journalist Claus Pándi auf Twitter nannte. So geht Aufbruch jedenfalls nicht. Man wäre gespannt, wie ein Generalsekretär vom Typ Kühnert diese Debatte geführt hätte. (Petra Stuiber, 16.5.2022)