Der Radler als Synonym für "kein Fisch und kein Fleisch".
Foto: EPA / Christian Bruna

Pro
von Karin Bauer

Danke, nein. Hui, ich kann jetzt echt keinen Alkohol trinken. Sehr lieb, aber nicht für mich. Bier gar nicht, sorry! – Mit solchen Antworten auf Getränkeangebote kommt man in Österreich, wo es praktisch immer Alkoholisches per liebevollen Zwang gibt, nicht weit. Auch nicht mit dem Versuch, das Gschichterl mit der Dürnsteiner Weinhauerstochter auszupacken, weswegen ein Bier den Papa echt kränken würde. Vor allem Bier für Frauen.

Wer möchte da nicht ins offenbar, wie ich entdecken durfte, riesige Universum der Radler tauchen? Von Zitrone über Grapefruit, Hanf bis Mango ist alles bereit. Angeblich reich an Mineralstoffen und sogar Vitaminen, das alles mit wenig Promille – herrlich!

Das bisserl Zucker nehme ich hin, ein paar Kalorien braucht der Mensch ja. Im Winter bietet es kaum jemand an, da ist es sogar noch besonders. Jetzt ist wieder Radlersaison! Klingt gut für mich. Ganz ehrlich, bis auf den Namen. Könnt man nicht Brewed Longdrink oder so etwas sagen?

Kontra
von Michael Möseneder

"Glatter Kulturbolschewismus" ist im Film MASH für "Trapper" John McIntyre die Vorstellung, einen Martini ohne Olive trinken zu müssen. Was hätte er wohl erst gesagt, wenn ihm jemand ein einwandfreies, aber mit Limonade gepanschtes Bier vulgo einen Radler vorgesetzt hätte?

Es kommt ja zu Recht auch niemand auf die Idee, Kaviar mit Ketchup zu mischen, die Schokotorte mit Senf zu kredenzen oder eine Bauhaus-Fassade mit Putten zu schmücken.

Der Radler ist nun wirklich ein Synonym für "kein Fisch und kein Fleisch". Wer nach sportlicher Betätigung bei sommerlichen Temperaturen Durst bekommt, soll bitte Wasser oder auch Limonade trinken und dann nüchtern weiterstrampeln. Und wer gemütlich im sonnigen Schanigarten über grundlegende Fragen wie den Sinn des Lebens, die große vereinheitlichte Feldtheorie oder das putzigste Katzenfoto nachdenken will, kann das sehr gut bei einem unverdünnten kühlen Blonden. (RONDO, 23.5.2022)