Rein händisch durchgeführte Operationen sind im Vergleich mit wesentlich längerer Heilungsdauer und mehr Komplikationen verbunden.

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In der industriellen Fertigung sind sie kaum noch wegzudenken, im Transportbereich gibt es bereits einige Gehversuche, und auch die Medizin wird in Zukunft wohl nicht ohne sie auskommen. Roboter sind gekommen, um zu bleiben. Und wenn es um chirurgische Eingriffe geht, bringen sie laut einer Untersuchung aus Großbritannien großes Potenzial mit.

Deutliche Verbesserungen

In einer über drei Jahre laufenden Studie haben das University College London und die University of Sheffield Eingriffe zur operativen Entfernung von krebsbefallenen Blasen analysiert. Die Ergebnisse stimmen positiv. Das Risiko, nach der Operation einen weiteren Eingriff zu benötigen, hat sich im Vergleich zu offenen, rein manuell durchgeführten Entfernungen mehr als halbiert (52 Prozent). Fälle nach der Operation auftretender Blutgerinnsel gingen gar um 77 Prozent zurück.

Zudem beobachtete man eine "dramatische" Beschleunigung der postoperativen Erholung. Händisch operierte Patienten blieben nach dem Eingriff im Schnitt noch zehn Tage im Spital, jene, die mithilfe einer Maschine operiert wurden, acht. Von Ersteren musste innerhalb von 90 Tagen knapp ein Drittel (32 Prozent) erneut ins Spital, von den per Roboter operierten Menschen nur etwa ein Fünftel (21 Prozent).

Die Untersuchungen konzentrierten sich auf Auswirkungen in den Wochen unmittelbar nach dem Eingriff. Untersuchungen zu langfristigen Effekten waren schon zuvor durchgeführt worden. In Bezug auf die Heilungsrate für die Krebserkrankung und die langfristige Erholung liegen Roboterchirurgen und ihre menschlichen Pendants auf gleichem Niveau.

Robo-Operation soll neuer Goldstandard werden

Analysiert wurden Operation an 338 Patienten mit Tumoren, die noch keine Metastasen ausgebildet haben. Durchgeführt wurden sie von 29 Chirurgen an neun britischen Spitälern zwischen März 2017 und März 2020. Die Vergleichsgruppen waren mit jeweils 169 Personen gleich groß, fasst der "Guardian" zusammen.

Die Forscher haben nun das National Institute of Clinical Excellence (Nice) dazu aufgerufen, Operationen mit Robotern zum Goldstandard für alle größeren Eingriffe im Abdominalbereich zu erklären. Die Daten, insbesondere in Bezug auf die schnellere Erholung, Rückgewinnung der Fitness und dadurch gesteigerte Lebensqualität sprechen ihrer Ansicht nach eine eindeutige Sprache. Man hoffe, dass Nice bald reagiere und künftig alle Patienten in Großbritannien, die künftig größere Eingriffe in der Bauchgegend benötigten, vom neuen Verfahren profitieren können. (gpi, 16.5.22)