Derzeit liegen die Baukosten um mehr als ein Viertel über den Preisen von Ende 2020. Bei den Gemeinnützigen hofft man auf ein baldiges Ende der hohen Ausschläge.

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Die hohen Baukosten sind aktuell das brennendste Thema am Bau. So auch bei den gemeinnützigen Bauträgern, die am Dienstag und Mittwoch in Wien ihren Verbandstag abhalten.

Die Arge Eigenheim, der Zusammenschluss ÖVP-naher Gemeinnütziger, gab im Vorfeld des Verbandstags eine Pressekonferenz, auf der wörtlich ein "Verteuerungsverbot im Wohnbau" gefordert wurde. Konkret stellt man sich das so vor, dass ähnlich der "wirkungsorientierten Folgenabschätzung" aufs Budget, die bei Gesetzesvorhaben seit einiger Zeit verpflichtend gemacht werden muss, "auch die Auswirkungen auf Endkunden beziehungsweise Nutzer erhoben werden", sagte Christian Struber, Geschäftsführer der Salzburg Wohnbau. Die gesetzgebenden Körperschaften, an die sich die Forderung richtet, sollten also etwa die Kostenrelevanz von Ö-Normen und OIB-Richtlinien bei Gesetzesvorlegen verpflichtend zu prüfen haben, "um hier der Teuerungsspirale entgegenzuwirken".

Struber brachte das Beispiel einer zu Bruch gegangenen, einfach verglasten Tür, wobei es zu einer Verletzung einer Bewohnerin kam. "Dann kam eine neue Ö-Norm heraus, und die besagt, dass solche Türen nun dreifach verglast sein müssen." Dass das aber den Bau verteuere, "darauf schaut dann einfach niemand".

Baukostensituation "an Dramatik nicht zu überbieten"

Schon jetzt sei die Baukostensituation "an Dramatik nicht zu überbieten", sagte ÖSW-Chef Michael Pech, der nach Jahrzehnten im Verband, zuletzt als Aufsichtsratschef, nun diese Bühne verlassen wird. Sein Nachfolger wird Arge-Eigenheim-Obmann Christian Struber, Geschäftsführer der Salzburg Wohnbau.

Das große Problem, vor dem die Gemeinnützigen stehen: Es können mit bauausführenden Firmen derzeit keine Fixpreise mehr vereinbart werden. Bei Auftragsvergaben verständige man sich aber üblicherweise auf 75 bis 80 Prozent Fixpreise und auf 25 bis 30 Prozent an variablen Preisen, erklärte Pech.

Fixpreise wären an sich bindend, das heißt, das Kostenrisiko müsse der Auftragnehmer tragen – außer es handle sich um "höhere Gewalt" gemäß Ö-Norm B 2110. Bezüglich des Ukraine-Kriegs mit den gestörten Lieferketten und den in die Höhe gekletterten Rohstoffpreisen sei es noch offen, ob das als "höhere Gewalt" gelte.

Material um 42,5 Prozent teurer als Ende 2020

Herwig Pernsteiner, Geschäftsführer der Innviertler Siedlungsgenossenschaft (ISG), erklärte im Detail, wie sich die Baukosten für den Wohnhaus- und Siedlungsbau in den letzten 16 Monaten verändert hatten. Von Dezember 2020 bis April 2022 seien diese um knapp 23 Prozent angestiegen. Dabei habe sich Material um 42,5 Prozent verteuert, so Pernsteiner.

Wegen dieser Preissteigerungen müssten die in den Wohnbauförderbestimmungen der Länder vorgesehenen höchstzulässigen Baukostensätze für neue Projekte erhöht werden, bei laufenden Projekten würden sich die Baukosten deutlich erhöhen. Wie kürzlich berichtet, haben einige Länder auch schon auf die Verteuerungen reagiert, einige diskutieren darüber gerade.

Stabilisierung erwartet

Michael Pech zeigte sich aber "sehr zuversichtlich", dass die Preise auch wieder sinken werden, denn die Wohnungsproduktion in Österreich werde heuer insgesamt zurückgehen, die Baufirmen hätten ihre Auftragsbücher für das kommende Jahr also nicht voll. Auch Struber meinte, er baue darauf, "dass sich das Preisniveau irgendwann wieder stabilisieren wird". Er verwies darauf, dass in "seinem" Bundesland Salzburg rund zwei Drittel aller Aufträge an Baufirmen von den Gemeinnützigen oder von den Kommunen stammen würden, den Firmen würden derzeit also sehr viele Aufträge fehlen.

Im Vorjahr haben die österreichischen Gemeinnützigen rund 16.500 Wohneinheiten fertiggestellt, diese Zahl wurde im April bekanntgegeben. Heuer könnte man sogar auf 20.000 Einheiten kommen, "wenn laufende Projekte nicht gestoppt werden", sagte Pech.

Kaufoption: "Ansparmodell" ist weiter in Diskussion

Michaela Steinacker, ÖVP-Nationalrätin und neben Pernsteiner (auch weiterhin) zweite Arge-Vertreterin im Vorstand des Gemeinnützigen-Verbandes, erklärte beim Pressegespräch, dass man innerhalb der Arge weiterhin intensiv über eine weitere Attraktivierung des Mietkaufs diskutiere. Ein "Ansparmodell" ist hier ja – wie bereits mehrmals berichtet – im türkis-grünen Regierungsprogramm vorgesehen, es gab dazu auch bereits eine Machbarkeitsstudie. Darauf aufbauend sehe man sich nun an, wie so ein Modell umgesetzt werden könnte, sagte Steinacker. "Und neben dem Finanzministerium muss das natürlich auch mit den Ländern akkordiert werden", denn es müsse ja auch an die Wohnbaufördersysteme adaptiert werden.

Der Verbandstag der Gemeinnützigen geht am Dienstag und Mittwoch über die Bühne, am Dienstagvormittag erfolgt die Wahl des neuen Obmanns. Es wird Gesiba-Chef Klaus Baringer sein, er folgt auf Bernd Rießland. Ansonsten bleiben sowohl Pernsteiner und Steinacker als auch Frank Schneider (Lawog Linz) im Verbandsvorstand.

Im Aufsichtsrat kommt es zum bereits erwähnten Wechsel von Pech auf Struber, Stellvertreter wird WBV-GPA-Chef Michael Gehbauer, der hier Ewald Kirschner (Gesiba) ablösen wird. (mapu, 16.5.2022)