Als Erstes trifft man im Escape-Room auf einen Hundemenschen.

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Wien – In einem Raum mit dutzenden schwarzen Aktenordnern im Regal sitzt ein Mensch mit Hundekopf am Tisch vor dem Computer. Er ist Teil eines jener Rätsel, die es im Wiener Museumsquartier ab Dienstag zu lösen gilt. Der neue Escape-Room – also ein Raum, in dem man Aufgaben lösen muss, um ihn wieder verlassen zu können – trägt den Namen "Escape Poverty – Armut ist kein Kinderspiel" und wurde von der bildenden Künstlerin Deborah Sengl gestaltet. Er widmet sich dem Thema Kinderarmut.

Das Projekt, das in Kooperation mit der Wiener Volkshilfe umgesetzt wurde, soll durch die "Vermischung von Kunst und Niederschwelligkeit", wie Sengl bei der Präsentation des Raums sagte, das Thema zugänglicher machen. Kinderarmut sei hierzulande noch immer ein wenig präsentes, erklärte die Künstlerin. Dass so ein "sperriges Thema künstlerisch umgesetzt" wird, ermögliche, dass auch Personen, die sich sonst nicht damit auseinandergesetzt hätten, damit zu tun bekommen, erklärte auch Volkshilfe-Wien-Geschäftsführerin Tanja Wehsely.

Jedes fünfte Kind armutsgefährdet

Mehr als jedes fünfte Kind in Österreich leidet laut Volkshilfe unter Armut und Ausgrenzung. 2021 waren mehr als 368.000 Kinder und Jugendliche betroffen. Bei Kleinkindern bis sechs Jahre sei die Zahl sogar noch einmal höher: Da ist jedes vierte Kind betroffen. "Das heißt, die Eltern müssen sich entscheiden, ob sie dem Kind eine Wurstsemmel oder Unterrichtsmaterialien kaufen", betonte der Präsident der Wiener Volkshilfe, der ehemalige Wiener Bürgermeister Michael Häupl: "Das ist ein gesellschaftspolitischer Skandal."

Schon im Jahr 2019 hat sich Sengl in einem für das Museumsquartier entworfenen Escape-Room aktuellen politischen Fragen gewidmet. Damals behandelte sie die Themen Flucht und Migration. (ook, 16.5.2022)