Mona Neubaur ist die neue starke Grüne in Nordrhein-Westfalen.

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Für Mona Neubaur war das Wahlergebnis der Grünen in Nordrhein-Westfalen fast ein Schock – im positiven Sinn. 18,2 Prozent hat ihre Partei eingefahren, mehr als vorausgesagt worden war, dreimal so viel wie noch vor fünf Jahren.

"Was für ein Vertrauensvorschuss", freute sie sich und betonte, dieser sei das Resultat eines "eigenständigen und selbstbewussten Wahlkampfs". Denn auch wenn die Landesgrünen vom Lauf der Grünen in Berlin profitierten, so hatte Neubaur natürlich als Spitzenkandidatin ihren Anteil am Wahlergebnis.

Eines unterscheidet sie von ihren Mitbewerbern im größten deutschen Bundesland: Neubaur stammt nicht aus Nordrhein-Westfalen, sondern aus Bayern. Sie wurde 1977 im schwäbischen Pöttmes geboren, ging dann aber zum Studium (Erziehungswissenschaften, Soziologie und Psychologie) nach Düsseldorf, wo sie hängen blieb.

"Die ersten 19 Jahre meines Lebens verbrachte ich in Bayern. Danach wollte ich vor allem eines: in der Stadt leben", schreibt sie auf ihrer Website und lobt die Toleranz, die in der Landeshauptstadt Düsseldorf herrsche.

Am liebsten mittendrin

Die Eingliederung erfolgte so gründlich, dass Neubaur auch Fan des Zweitligisten Fortuna Düsseldorf wurde. Sie geht gern ins Fußballstadion, "am liebsten mittendrin und nicht in der VIP-Loge", wie sie betont. Dorthin fährt die meist in Schwarz Gekleidete mit den Öffis oder dem Fahrrad, ein eigenes Auto hat sie nicht.

Nach dem Studium arbeitete Neubaur in der Medienabteilung des Ökostromanbieters Naturstrom AG. 2005 trat sie bei den Grünen ein, zwei Jahre später wechselte sie in die grüne Heinrich-Böll-Stiftung, wo sie 2010 Geschäftsführerin wurde.

Landeschefin der Grünen in Nordrhein-Westfalen ist Neubaur seit 2014. Bisher stand sie ein bisschen im Schatten der grünen Fraktionschefin Verena Schäffer, doch das wird sich nun ändern.

Egal ob in einer schwarz-grün geführten Regierung oder doch in einer Ampel aus SPD, Grünen und FDP – Neubaur wird wohl stellvertretende Regierungschefin von Nordrhein-Westfalen.

Es wird ein großer Sprung, denn bisher hatte Neubaur noch kein Mandat im Landtag und war auch noch nie an einer Regierung beteiligt. Für ihre Arbeit kennt sie ein Vorbild: die Zeichentrickfigur Lisa Simpson. Die findet Neubaur "hochintelligent, vielseitig interessiert und politisch das, was man im besten Sinne progressiv nennen würde". (Birgit Baumann aus Berlin, 16.5.2022)