Noch ist die Ursache der vermehrt auftauchenden Leberentzündungen bei Kindern nicht geklärt.

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Die Zahl der an Hepatitis erkrankten Kinder nimmt weiterhin zu. Derzeit wurden weltweit 232 Fälle von Hepatitis unbekannter Ursache bei Kindern unter 16 Jahren gemeldet. An den möglichen Ursachen wird weiterhin geforscht, denn das Mysteriöse daran: Bei diesen Patientinnen und Patienten konnten keine der sonst typischen Hepatitisviren A, B, C, D und E oder andere bekannte Ursachen einer Leberentzündung festgestellt werden.

Die meisten Fälle – 131 – traten bis jetzt in Großbritannien auf. Und auch in Österreich wurden vor einiger Zeit zwei Fälle gemeldet. Vermutet wird bereits seit längerem, dass ein Zusammenhang zwischen Adenoviren und den Hepatitiserkrankungen bestehen könnte. Volker Strenger, Kinderarzt an der Klinischen Abteilung für allgemeine Pädiatrie an der Medizinischen Universität Graz, erklärt: "Bei vielen betroffenen Kindern wurden Adenoviren festgestellt." Adenoviren führen in den meisten Fällen zu Magen- und Darm- oder auch zu Atemwegserkrankungen. "Sie allein lösen aber in der Regel keine schwere Hepatitis aus", sagt Strenger.

Co-Faktoren spielen vermutliche eine Rolle

Darum liegt derzeit der Fokus auf möglichen Co-Faktoren, die zusammen mit den Adenoviren die Entzündungen der Leber verursachen könnten. Ein möglicher Co-Faktor wäre das Coronavirus. "Bei einigen Kindern wurde gleichzeitig oder kurz zuvor eine Coronavirus-Infektion festgestellt", sagt der Kinderarzt. Allerdings gibt er zu bedenken, dass das "natürlich während der Omikron-Welle nicht gerade verwunderlich ist. Hierbei könnte es sich auch um einen reinen Zufall handeln." Dennoch verfolgen einige Expertinnen und Experten diese Theorie weiter, wie gerade im Fachjournal "The Lancet" zu lesen war.

Superantigene könnten, laut der dort angeführten Theorie, der Schlüssel sein. Denn: Das Coronavirus kann vermutlich solche Superantigene bilden. Sie lassen in Kombination mit anderen Viren – etwa Adenoviren – das Immunsystem überreagieren und könnten somit der Auslöser für die Entzündungsreaktionen in der Leber sein.

Keine akute Infektion notwendig

Dennoch gab es Kinder, bei denen weder Adenoviren noch Sars-CoV-2 nachgewiesen werden konnte. Dafür gibt es laut Strenger aber eine mögliche Antwort: "Da bei dieser Theorie die Reaktion immunvermittelt ist, kann es sein, dass eine vorangegangene Infektion nicht mehr nachweisbar ist." Außerdem wurde auch nicht bei allen Kindern nach diesen Viren gesucht.

Auch das European Centre for Disease Prevention and Control geht in seinem aktuellen Bericht davon aus, dass eine Adenovirus-Infektion mit einem Co-Faktor der mögliche Grund für die Hepatitiserkrankungen sein könnte. Andere Infektionsauslöser werden derzeit untersucht, "gelten aber als weitaus weniger plausibel". (Jasmin Altrock, 17.5.2022)