Wissenschafter als Detektive: Wer sabotiert die Forschungsexpedition?

Foto: Nela Pichl

Es schaut aus wie die Bühne für eine Wahlkampfshow der "neuen Volkspartei" in den Hochzeiten von Sebastian Kurz. Türkis und weiß und futuristisch leuchtet der ins Theater Drachengasse in Wien hineingestellte Keil (Bühne und Kostüme: Ágnes Hamvas), stellt aber eine Tiefseeforschungsstation dar. Die vielsprachigen Videotelefonate der international besetzten Crew mit den Lieben zu Hause finden in entsprechend beengten Verhältnissen statt. Einer setzt sich dazu auf den anderen, schiebt sein Gesicht vor die Kamera.

Freude verbreiten die Telefonate nicht gerade, und auch forschungstechnisch läuft nicht alles rund. Zum einen benennt das Stück Das Institut der deutschen Dramatikerin Ulrike Syha deutlich die Schwierigkeiten wissenschaftlicher Arbeit heutzutage, von Konkurrenzdruck bis Ergebniszwang, von Drittmitteleinwerbung bis zu befristeten Anstellungsverhältnissen. Zum anderen bahnen sich kleine Wissenschaftskrimis an: Jemand hat die Temperatur des Tiefkühlers mit den Proben verstellt und diese damit vernichtet. Jemand wollte das Buch mit den Forschungsdaten klauen. Jemand hat wichtige Datensätze gelöscht.

Zähe Zustandsdiagnose

Klingt spannend? Tatsächlich ziehen sich die 90 Minuten ziemlich. Regisseurin Sandra Schüddekopf inszeniert sie ohne zündende Ideen als aufgekratzte Komödie. Zeynep Buyraç hat als Expeditionsleiterin einen Hang zum dramatischen Auftritt. Dennis Kozeluh sorgt als altgedienter Wissenschafter, der selbstvergessen mit Kopfhörern durch den Raum tänzelt, für Lacher. Ana Grigalashvili ist als toughe Wissenschaftsjournalistin dabei und gräbt schon einmal die weibliche Crew an. Johannes Schüchner ist zurückhaltender verliebt. Elisabeth Halikiopoulos und Johanna Wolff melden als Jungwissenschafterinnen Skepsis gegen den Betrieb, dessen Geniekult und Verschweigen unpassender Daten an.

Ein Crashkurs in Sachen Mikroben hin, Aufmerksamkeit für die (der Klimawandel wird hierzu erwähnt) bedrohten Wunder der Natur her: Das Ergebnis ist betulich und dröge, lässt als Bestandsaufnahme aber auch formal Originalität vermissen. Die Forschungslandschaft hat Problemzonen, das Theater gehört mit dieser Produktion leider dazu. (Michael Wurmitzer, 17.5.2022)