Klaus Baringer (61) übernahm die Funktion des Verbandsobmanns von Bernd Rießland.

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Baringer ist seit 2011 Vorstand des gemeinnützigen Bauträgers Gesiba, der der Stadt Wien gehört und rund 30.000 Wohneinheiten verwaltet. Außerdem errichtet die Gesiba gemeinsam mit Wiener Wohnen die "neuen" Gemeindebauten der Stadt Wien, hier im Bild ein Projekt in der Seestadt.

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Wien – Auf dem Verbandstag der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft wurde Gesiba-Chef Klaus Baringer am Dienstag zum neuen Obmann gewählt – und zwar einstimmig, wie er im Anschluss in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit ISG-Geschäftsführer Herwig Pernsteiner bekanntgab. Pernsteiner war schon davor im Vorstand vertreten, ebenso wie Lawog-Chef Frank Schneider und ÖVP-Nationalrätin Michaela Steinacker.

Baringer ist also der einzige Neue im Vorstand, er löste Bernd Rießland in dieser Funktion ab und wurde nun für zunächst einmal drei Jahre gewählt. Auch die Spitze des Aufsichtsrats des Verbands wurde neu besetzt, Christian Struber (Salzburg Wohnbau) folgte auf Michael Pech (ÖSW).

Baukosten und Zinssprünge

Geblieben sind die Herausforderungen: Hohe Grundstückspreise machen der Branche schon länger zu schaffen, zuletzt sind auch die Baukosten stark gestiegen, das habe in der Vergangenheit aber durch das äußerst niedrige Zinsniveau einigermaßen abgefedert werden können, sagte Baringer, der mit der Stadt-Wien-eigenen Gesiba nicht nur gemeinnützigen Wohnbau betreibt, sondern auch für die "neuen" Gemeindebauten der Stadt federführend verantwortlich zeichnet. Die Zinssituation drohe sich nun aber ins Gegenteil zu kehren, "Zinssprünge stehen bevor", dies werde die Finanzierung von leistbarem Wohnen schwieriger machen.

Um "das Erfolgsmodell gemeinnütziger Wohnbau" aufrechterhalten zu können, forderte er eine ebensolche Umkehr bei den Ausgaben für Wohnbauförderung in den Bundesländern, diese seien in den letzten 15 Jahren nämlich von 1,8 auf 1,3 Milliarden Euro pro Jahr zurückgegangen.

Als wichtige verbandsinterne Ziele nannte Baringer das Thema Personalentwicklung, insbesondere die Förderung von Frauen im gemeinnützigen Sektor. Der Verbandstag sei noch stark von älteren Männern dominiert, "mein Ziel ist, dass das Auditorium in drei Jahren dann schon anders aussieht". Immerhin sei im vierköpfigen Verbandsvorstand schon eine Frau vertreten, im 16-köpfigen Aufsichtsrat sind drei Frauen vertreten.

Gesiba-Chef seit 2011

Klaus Baringer wurde 1961 in Wien geboren, er ist verheiratet und zweifacher Vater. Nach der Matura an der AHS Billrothstraße in Döbling inskribierte er mehrere Studienfächer an der Uni Wien, darunter Jus, Philosophie und Politikwissenschaften. Seinen Abschluss machte er 1989 in den Rechtswissenschaften.

In den 1990er-Jahren war er Mitarbeiter der Wiener Magistratsdirektion, später der Wiener Finanzverwaltung, parallel dann auch schon Aufsichtsrat u. a. der Gesiba und deren Tochter Wiener Stadterneuerungsgesellschaft (STEG). 2011 wechselte er sozusagen die Seiten, wurde Finanzchef der Gesiba und auch der STEG, wo er jeweils Ewald Kirschner als Co-Vorstand zur Seite hat.

Die Gesiba errichtet jedes Jahr zwischen 500 und 1.000 Wohneinheiten, neuerdings sind immer auch einige der Wigeba dabei, einer (Enkel-)Tochter von Gesiba und Wiener Wohnen, die als die "neuen Gemeindewohnungen" bezeichnet werden. Ein paar Hundert sind schon fertig und übergeben, 4.000 solcher neuer Gemeindewohnungen will die Wiener Stadtregierung errichten lassen. Ebenso viele "alte" Gemeindewohnungen verwaltet die Gesiba übrigens auch im Auftrag von Wiener Wohnen.

Rote und schwarze Gemeinnützige

Wie sein Vorgänger Rießland ist Baringer ein "Roter" aus dem Verein für Wohnbauförderung, in dem sich die SPÖ-nahen Gemeinnützigen organisiert haben. Diese haben im Verband nach Verwaltungseinheiten weiterhin die Mehrheit gegenüber den Vertreterinnen und Vertretern der ÖVP-nahen Arge Eigenheim, weshalb dem "Verein" auch das Vorschlagsrecht für die neue Verbandsspitze zusteht. Den vierköpfigen Verbandsvorstand teilt man sich auf, Baringer und Gehbauer gehören den SPÖ-nahen Gemeinnützigen an, Pernsteiner und Steinacker den ÖVP-nahen. Kampfabstimmungen versucht man in diesem System tunlichst zu vermeiden, meist kommt es deshalb schon im Vorfeld des Verbandstags zu den entsprechenden personellen Weichenstellungen. So auch diesmal: dass Baringer ohne Gegenkandidaten antreten wird, stand schon seit längerem fest. (Martin Putschögl, 17.5.2022)