Was wäre Wien ohne Fiaker? Die Antwort hängt – wie so oft – vom Standpunkt ab. Einige lässt der Vorstoß von Tierschutzminister Johannes Rauch, die Fahrten gänzlich abzuschaffen, jubeln. Der erste Bezirk wäre nicht nur ein leiseres, sondern auch ein weniger kaputtes Pflaster; der Schaden, den die Hufe anrichten, wird schon lange beklagt. Tierschützerinnen könnten feiern: ein Erfolg.

280 Kutschpferde wären nach einem Verbot der Fiaker entspannter, aber auch arbeitslos.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Jene, die in die Stadt reisen, um ein wenig verstaubte Monarchieluft zu schnuppern, würden hingegen enttäuscht; die 280 Kutschpferde entspannter, aber auch arbeitslos. Neue Jobs müssten auch die Fiaker-Unternehmer suchen. Und auch die Wirtschaft freut sich, dass die Kutschen Touristen anlocken.

Was geht also vor: die Interessen der Betriebe oder das Tierwohl? Anstatt die Entscheidung zwischen Wien und dem Bund hin- und herzuschieben, braucht es Lösungen – wahrscheinlich auch einen Kompromiss. Wieso lässt man die Tiere nicht einfach in grüneren Sphären spazieren, etwa im Prater? Dort, wo sie nicht auf Beton durch die Innenstadt klappern und zwischen Autos und Straßenbahnen Abgasen und Lärm ausgesetzt sind? Auch andere Großstädte haben Pferdekutschen bereits in Parks verbannt. Wieso nicht Wien?

So würden nicht nur die Tiere ein ruhigeres Arbeitsklima erhalten, auch Touristinnen könnten andere Ecken Wiens erforschen. Dort könnten sie nach der Fahrt mit dem Zweispänner beim Einspänner die Cafés außerhalb der City beehren. (Oona Kroisleitner, 17.5.2022)

Tierschutzminister Johannes Rauch denkt laut über ein Fiakerverbot in Wien nach. Wie reagieren die Betroffenen, deren Konkurrenz sowie Touristen und Passanten darauf? Wir haben in der Wiener Innenstadt nachgefragt
DER STANDARD