Thom Yorke beim Auftritt der Band The Smile in Wien, ein Smile kam ihm dabei nicht aus.

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Der Name ist natürlich zynisch gemeint: The Smile hat nichts mit einem freundlichen Lächeln zu tun. Gemeint ist das intrigante Grinsen jener, die einem bei erster Gelegenheit das Hackl in den Rücken hauen. Dementsprechend heiter war der Auftritt von The Smile am Dienstag im Wiener Gasometer. The Smile ist ein Projekt der beiden Radiohead-Musiker Thom Yorke und Jonny Greenwood sowie dem Jazzdrummer Tom Skinner.

Letzte Woche erschien das Debütalbum der englischen Gruppe. A Light For Attracting Attention klingt wie ein weiteres Radiohead-Album unter neuem Nom de guerre, was angesichts der Präsenz von Yorke und Greenwood kein Wunder ist.

Nie die großen Blender, schlichen die drei wie Roadies auf die Bühne, erst als die hohe Kopfstimme Yorkes ertönte und er den Abend mit dem Titel Pana-Vision am Klavier sitzend eröffnete, war klar, das isser. Der enigmatische Superstar des massentauglichen Independent-Rock, der Mann, der bewiesen hat, dass man mit dem beständigen Unterlaufen von Erwartungen und der Verweigerung, Erfolgsformeln zu wiederholen, ein Weltstar werden kann.

Seltene Klarheit

In dieser Tradition steht The Smile. Das Trio spielt eine Mischung aus Weltschmerzballaden, denen es immer wieder Groove injiziert. Das ergab live ein paar schöne Momente, wenngleich die Architektur der Gasometer-Halle, um das wiederkäuend zu erwähnen, die detailverliebte Produktion des Albums absaufen ließ. Selbst der Gang in Richtung Mischpult brachte da kaum Verbesserung, außerdem kann ja nicht das ganze Publikum am Mischpult stehen, das lehrt die Physik.

In den besten Momenten ertönte dennoch so etwas wie Klarheit von der Bühne, da erinnerte die Darbietung an die lichten Momente des Postrock, dessen Blutleere gerne durch Hereinnahme von Jazz-Charakteristika ein wenig gemildert wurde, wenn man sich etwa an die Chicagoer Band Tortoise erinnert.

Lichtdesign und Fliehkräfte

Yorke, mit langen Haaren und grauem Bart, wechselte mit Greenwood instrumentale Zuständigkeiten, spielte Synthesizer, Gitarre, Bass und Harfe und litt sich charakteristisch durch Lieder, die den Zustand der Welt auf die typisch subtile Radiohead-Art beklagen. Keine platten Slogans, nur ein permanentes Unwohlsein angesichts der Umstände außerhalb des Landsitzes.

Der Saal war gut gefüllt, so oft schauen Radiohead in Österreich nicht vorbei, auch wenn sie sich gerade anders nennen. Die Impulse setzte hauptsächlich Skinner, der von angetäuschtem Afro-Beat bis zum Groove des 2017 verstorbenen Can-Schlagzeugers Jaki Liebezeit alles aus den Gelenken zauberte. Reduziertes Lichtdesign im Bühnenhintergrund sorgte für eine coole Allerweltsästhetik, den Fliehkräften im Saal ergaben sich viele schon nach einer Dreiviertelstunde. Ihren Charme bezog die Show hauptsächlich aus ihrer improvisierten Anmutung. Auf einer Skala von eins bis zehn? Fad. (Karl Fluch, 18.5.2022)