Eine Videoaufnahme eines "unidentifizierten Luftphänomens" vom 28. April 2020 des US-Verteidigungsministeriums.

Foto: AFP / US DEPARTMENT OF DEFENSE

Washington – Zahlreiche Beobachtungen von unidentifizierten Flugobjekten (Ufos) aus den vergangenen Jahren geben dem US-Militär weiterhin Rätsel auf. Das ging am Dienstag aus der ersten Anhörung zu "nicht identifizierten Luftphänomenen" (UAPs) – dem vom US-Militär genutzten Begriff für Ufos – im US-Repräsentantenhaus seit mehr als 50 Jahren hervor.

Der Vizedirektor des Marine-Geheimdiensts (ONI), Scott Bray, sagte, es gebe eine Reihe von Beobachtungen, die ungeklärt seien. Die UAP-Taskforce in seiner Behörde habe aber keine Belege dafür, dass die nicht identifizierte Objekte außerirdischen Ursprungs seien. Der Vorsitzende des Unterausschusses für Spionageabwehr im Repräsentantenhaus, Andre Carson, sagte: "UAPs sind unerklärlich, das ist wahr. Aber sie sind real. Sie müssen untersucht werden."

Wachsende Anzahl von nicht identifizierten Objekten

Der Abgeordnete Peter Welch merkte an: "Keiner weiß, ob es außerirdisches Leben gibt. Es ist ein großes Universum. Und es wäre ziemlich anmaßend, eine eindeutige Schlussfolgerung zu ziehen." Der hochrangige Pentagon-Mitarbeiter Ronald Moultrie, der sich bei der Anhörung als Science-Fiction-Fan outete, meinte: "Wir sind offen für alle Hypothesen und Schlussfolgerungen, auf die wir stoßen könnten."

Bray sagte: "Seit den frühen 2000er-Jahren haben wir eine zunehmende Anzahl von nicht genehmigten und/oder nicht identifizierten Flugzeugen oder Objekte beobachtet." Berichte über Sichtungen dauerten an. Die Zunahme der Meldungen sei auch auf Faktoren wie verbesserte Sensoren oder neuere Flugsysteme wie Drohnen zurückzuführen. Sie sei aber auch eine Folge der Bemühungen des Militärs, die früher mit einem Stigma behafteten Meldungen über Sichtungen unbekannter Flugobjekte einzufordern. "Die Botschaft ist nun deutlich: Wenn Sie etwas sehen, müssen Sie es melden."

Videoaufnahmen von "unbemannten Luftfahrtsystemen"

Im Juni vergangenen Jahres hatten die US-Geheimdienste einen Bericht zu UAPs vorgelegt. Daraus ging hervor, dass es für rund 140 Himmelserscheinungen aus den vergangenen zwei Jahrzehnten keine Erklärungen gab. Bray sagte, seit der Veröffentlichung des Berichts habe die Zahl der gemeldeten Beobachtungen auf rund 400 zugenommen.

Bray zeigte bei der Anhörung zwei Videos. Auf einem war seinen Worten zufolge ein "kugelförmiges Objekt" zu sehen, das am Cockpit eines Kampfjets vorbeifliegt. "Ich habe keine Erklärung dafür, was dieses spezifische Objekt ist." Ein zweites Video zeigte ein dreieckiges schwebendes Objekt, das durch ein Nachtsichtgerät beobachtet worden sei. Einige Jahre später seien von der Marine ähnliche Beobachtungen gemacht worden. Bray beschrieb die Objekte als "unbemannte Luftfahrtsysteme".

Beobachtungen auch in anderen Ländern

Bray sagte auf Nachfrage, Zusammenstöße von US-Kampfjets mit den unbekannten Objekten habe es bisher nicht gegeben. "Wir hatten aber mindestens elf Beinahe-Zusammenstöße." Kommunikation mit den Objekten habe es nicht gegeben. US-Streitkräfte hätten in keinem Fall das Feuer auf ein UAP eröffnet. Der Marine-Geheimdienstler sagte weiter, die Beobachtungen seien nicht auf die USA beschränkt. "China hat seine eigene Version einer UAP-Taskforce eingerichtet. Es ist also klar, dass eine Reihe von Ländern Dinge im Luftraum beobachten, die sie nicht identifizieren können."

Nur ein Teil der Anhörung war öffentlich. Mehrere Fragen der Abgeordneten an Bray und Moultrie sollten danach hinter verschlossenen Türen diskutiert werden. (APA, 18.5.2022)