Kamala Khan ist die erste Muslimin mit Superpower in den Händen.

Foto: Disney+

Diese an Grusel reiche Zeit hält ab Herbst eine Serie bereit, die Menschen in Großbritannien und ängstliche Gemüter wie mich das Fürchten lehren dürfte. In "This England" bei Sky erzählt Michael Winterbottom die ersten Monate Boris Johnsons als englischer Premierminister. Kenneth Branagh spielt den Politiker mit parodistischem Einsatz. Die Ähnlichkeit ist tatsächlich verblüffend, wie in dem Clip zu sehen ist. Gezeigt werden die Turbulenzen in der Downing Street, während parallel dazu die erste Welle der Corona-Pandemie anrollt.

Der Teaser beginnt mit einem jubelnden Voice-over von Branagh, 61, frischgebackener Premierminister, der sagt: "Eine neue Morgendämmerung bricht an, 2020 wird ein Jahr des Wohlstands sein." Gut gebrüllt.

The Mirror

Und hier meine Serienfavoriten im Juni:

Borgen

Na endlich! Während in den nördlichen Ländern Europas Birgitte Nyborg längst schon im Einsatz ist, mussten wir uns hierzulande gedulden. Warum eigentlich? Egal. Mich persönlich irritiert, dass seit Serienende angeblich neun Jahre vergangen sein sollen. Wo, bitte, sind die hin? Gut, auch egal, ich freue mich uneingeschränkt auf die neuen Folgen. Es geht um umweltpolitisch fragwürdige Geschäfte, nämlich um die Interessen an Ölvorräten auf Grönland, seit Jahren ein Streitpunkt zwischen den beiden Ländern. Die politische Grundlage der neuen Staffel orientiert sich wieder stark an der Realität der dänischen Politik. Das Drehbuch schrieb wieder Adam Price. 2.6., Netflix

DR

The Boys 3

Der Rachefeldzug der Buben gegen die egozentrischen Superhelden geht in die dritte Runde. Mit Jensen Ackles als Soldier Boy gibt es einen Neuzugang. Der Trailer zur dritten Staffel zeigt eine g'schmackige "Captain America"-Parodie, bei der manche Blutader platzt. 2.6., Amazon Prime Video

Prime Video

Irma Vep

Olivier Assayas macht aus seinem Film aus dem Jahr 1996 eine Serie und damit den für mich spannendsten Serienstart des Monats. Dieses Mal schlüpft Alicia Vikander für den Dreh eines französischen Films ins hautenge Kostüm – immerhin Stoff, nicht Latex wie vor 26 Jahren. Wie damals Maggie Cheung zieht auch sie das Kostüm außerhalb des Drehs gerne an. Lars Eidinger ist mit von der Partie. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwinden. 7.6., Sky

HBO

Befruchtet

Kinderwunschärztin Nana befruchtet sich im Alkoholrausch selbst. Na bravo. Noch dazu mit dem Sperma des Ex – eine im nüchternen Zustand betrachtet klassische Lose-lose-Situation. Dänisches Lustprinzipienspiel (Englisch: "Baby Fever", Original: "Skruk") in sechs Folgen mit Josephine Park. 8.6., Netflix

Netflix

Ms. Marvel

Das Warten hat ein Ende. Die Marvel Studios schicken ihre jüngste Superheldin ins Feld. Das Werden und Wachsen der kleinen Kamala (Iman Vellani) zur starken Frau Marvel verspricht eine interessante Verknüpfung von Comic-Elementen und Echtfilm. Aber das ist nicht das Einzige: Kamala Khan ist die erste Muslimin mit Superpower in den Händen. Wow! 8.6., Disney+

Marvel Entertainment

How I Met Your Father

Carter Bays und Craig Thomas gelten seit Jahren als Dreamteam im Fach des Family-Entertainments. Bays verarbeitete in "How I Met Your Mother" die Story seiner eigenen Beziehung. Lieb! Im Sequel erzählen Bays und Thomas die Love-Story in ganz neuer Besetzung aus Sophies Sicht. 8.6., Disney+

Hulu

Peaky Blinders 6

Täusche ich mich, oder kommen Netflix gerade die besten Stücke abhanden? Vergangenen Monat "Ozark" (bitte, bitte nicht das Ende spoilern, ich hab's immer noch nicht gesehen!), "Better Call Saul", "Grace and Frankie". Nicht, dass diese Abgänge nicht okay wären. Die Zeit war für alle reif – aber Nachschub ist jetzt irgendwie nicht so in Sicht. Dieser Abschied schmerzt besonders. An die Abscheulichkeiten der Gangs von Birmingham habe ich mich gewöhnt, an Knallerbse Tommy Shelby ebenso, an die coole Garderobe und das irrste Sounddesign im gesamten Serienuniversum sowieso. Eine Tracklist zum Nachschauen hier. Ganz aus ist es ohnehin nicht. Die BBC bzw. Serienerfinder Steven Knight versprechen für das endgültige Finale einen Film. 10.6., Netflix

BBC

Becoming Elizabeth

Manchmal könnte man meinen, es gebe einen Mangel an spannenden Frauenbiografien in der Geschichte. Wie sonst ist es zu erklären, dass ausgerechnet Elizabeth I. in Film und Serie nicht zur Ruhe kommt. Hier geht es wieder einmal um die frühen Jahre der späteren Tudor-Regentin, die als Waise im Teenageralter an den englischen Hof kommt und in Politik und sexuelle Intrigen verwickelt wird. Alicia von Rittberg spielt die Tudor, Romola Garai ist Mary, Oliver Zetterström verkörpert Edward. Eh super. Jetzt ist es aber dann genug.

Eine alternative Liste mit Frauen, die die Weltgeschichte beeinflusst haben, hier: Luise von Preußen, Mata Hari, Christabel Pankhurst, Peggy Guggenheim, Harriet Tubman, Golda Meir, Rosa Luxemburg, Benazir Bhutto. Mehr jederzeit bei Bedarf. Wer die beste Verfilmung des Elizabeth-I.-Lebens noch nicht gesehen hat, dem sei "Mary Queen of Scots" mit Margot Robbie und Saoirse Ronan als Mary Stuart aufs Wärmste empfohlen. Die feministische Neuinterpretation einer von Männern geschriebenen Geschichte, die aus der starken Queen Elizabeth gerne ein böses Weib gemacht haben. Vielleicht war sie das aber gar nicht. So könnte es eben auch gewesen sein. 12.6., Canal+, Starzplay

STARZ

The Umbrella Academy 3

Regenschirme aufgespannt, die Superfamily mit den Panzerknacker-Masken ist wieder da. Funny Action und ein Herzensprojekt für die einen, Kindergarten-Rabauz für die anderen. Ich zähle mich eher zu zweiterer Gruppe. Sorry, not my Academy. 22.6., Netflix

Netflix

Loot

Milliardärin Molly Novak (Maya Rudolph) fällt aus allen Wolken, als sie erfährt, dass ihr Ehemann, mit dem sie seit 20 Jahren verheiratet ist, sie betrogen hat. Sie lässt sich scheiden, kassiert eine Batzenabfertigung und engagiert sich in einer gemeinnützigen Stiftung. Die Serie wurde von zwei Sitcom-Größen entwickelt: Alan Yang und Matt Hubbard. Yang ist vor allem für seine Arbeit an "Parks and Recreation" und "Master of None" bekannt, die er gemeinsam mit Aziz Ansari entwickelt hat. Hubbard arbeitete ebenfalls an "Parks and Recreation" sowie an "30 Rock". 24.6., Apple TV+

Haus des Geldes: Korea

Die spanische Urfassung endete vor wenigen Monaten, wer sich das alles in abgeänderter Form und aus Südkorea geben will, hat bei Netflix dazu ab 24. Juni Gelegenheit. Fällt für mich unter die Kategorie "Wer's braucht". 24.6., Netflix

The Swoon

Man vs. Bee

Rowan Atkinson, der auch als Mr. Bean bekannt ist, gibt sein Netflix-Debüt. In zehn Folgen spielt Atkinson einen Mann, der auf ein luxuriöses Haus aufpassen soll und sich bald im Krieg mit einer nervigen Biene befindet. Rein optisch würde ich ja eher behaupten, es handelt sich um eine Hummel, aber was weiß ich schon. Das Drehbuch stammt von Atkinson und "Johnny English"-Autor Will Davies. 24.6., Netflix

Netflix

Westworld 4

Wie der "Hollywood Reporter" berichtet, soll "Westworld" nach der sechsten Staffel enden. Ein so langes Leben hätte man dem hochkomplexen Science-Fiction-Western-Epos gar nicht zugetraut. Staffel vier erzählt, wie es weitergeht mit "Charlores", dem Maschine-Maschine-Zusammenschluss von Dolores (Evan Rachel Wood) und Charlotte Haie (Tessa Thompson), und dem garstigen Man in Black (Ed Harris). An "Westworld" wurde viel herumgemeckert, zu Unrecht, wie ich meine. Die Mehrfachebenen in der Erzählung sind faszinierend, die Figuren sind es auch. Ich bleibe dran. 26.6., HBO

HBO

Strafe

Helene Hegemann ("Axolotl Overkill"), Mia Spengler ("Back for Good"), Oliver Hirschbiegel ("Der Untergang"), Patrick Vollrath ("Code 7500"), Hüseyin Tabak ("Deine Schönheit ist nichts wert") und David Wnendt ("Feuchtgebiete") setzen jeweils eine Kurzgeschichte aus Ferdinand von Schirachs gleichnamigem Buch um. Hirschbiegel erzählt etwa die Geschichte vom "Taucher" in der tiefsten bayerischen Provinz über einen ungewöhnlichen Fetisch, der zum Tod führt. In "Subotnik" geht es bei Hegemann um eine deutsch-türkische Junganwältin, die einem Menschenhändler zum Freispruch verhilft. 28.6., RTL+

Kommen Sie gut durch den Monat, und frohes Schauen! (prie, 31.5.2022)