Definiere Ironie: Dem deutschen Ex-Kanzler Gerhard Schröder wurden wegen seiner Moskau-Treue die staatlichen Zahlungen für Büro und Belegschaft gestrichen. Aber seine Mitarbeiter sind ohnehin schon davongelaufen.

Der deutschen Ex-Kanzler Gerhard Schröder verliert seine staatliche Unterstützung wegen seiner Moskau-Treue.
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Es ist eine fürchterliche Posse, die sich da in Berlin abspielt, aber eigentlich gibt es nichts zu lachen. Schröder war von 1998 bis 2005 kein geliebter, aber später dann doch geachteter Kanzler. Sehr rasch nach seiner Amtszeit stellte er sich in die Dienste Wladimir Putins, behielt aber seine Berliner Privilegien, die ihm nun gestrichen werden – und das völlig zu Recht.

Diese stammen aus einer Zeit, in der man ein Leben lang Kanzler blieb, auch nach dem Ausscheiden aus dem Amt. Man ging davon aus, dass sich solche Menschen irgendwie als honorig erweisen – obwohl das schon bei Helmut Kohl (CDU), der in einer Spendenaffäre steckte und anonyme Gönner partout nicht nennen wollte, nicht stimmte.

Aber heute wechseln junge und ältere Ex-Kanzler in die Privatwirtschaft. Geld zählt mehr als Geltung. Daher sind die neuen Berliner Regeln richtig: Staatliche Mittel gibt es nur, wenn sich einer in den Dienst des Staates stellt, Schirmherrschaften über- oder diplomatische Reisen unternimmt.

Verdingt sich jemand als Gaslobbyist, besteht kein Grund für Mildtätigkeit aus Steuermitteln. Natürlich ist es eine "Lex Schröder", das sehen alle. Egal: Die Klarstellung war, über den peinlichen Anlassfall hinaus, überfällig. (Birgit Baumann, 18.5.2022)