Sabrina Filzmoser, einst Judo-Europameisterin, ...

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... bestieg den Mount Everest.

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Die beste Nachricht vorweg: Es ist noch alles dran. Sabrina Filzmoser hat ihr Ehrenwort gegeben und es gehalten. "Ich habe meiner Mutter versprochen, mit allen Fingern und Zehen und auch mit klarem Kopf zurückzukehren", sagt die Oberösterreicherin. Einen Tag zuvor stand Filzmoser auf dem Gipfel des Mount Everest. Dort oben haben schon viele ihr Leben und noch mehr ihre Gliedmaßen gelassen. 8.848 Meter über dem Meeresspiegel kann es die Menschen etwas frösteln.

Sabrina Filzmoser wurde 1980 in Wels geboren, im Alter von acht Jahren entdeckte sie den Judosport. Gut für sie, schlecht für die Gegnerinnen. 2008 und 2011 wurde Filzmoser Europameisterin in der Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm, 2005 und 2010 wurde sie WM-Dritte. Für ihre Pokale benötigt Filzmoser eine eigene Abstellkammer, sie warf und würgte wie kaum eine andere. Nur der Traum von einer olympischen Medaille erfüllte sich bei vier Teilnahmen nicht. Nach dem Aus in Tokio beendete die Sportskanone 2021 ihre aktive Karriere. Sei’s drum, jetzt rufen die Berge. Basislager statt Waza-ari.

Nicht ganz nach Plan

"Wenn, dann mache ich es gescheit", sagte die Bergsteigerin, als sie das Projekt Everest in Angriff nahm. Gescheit, das bedeutet in Filzmosers abenteuerlicher Welt, vom Meeresniveau bis zur Bergspitze ohne Sauerstoffgerät auszukommen. Also nicht der All-inclusive-Trip im Himalaja, sondern die harte Tour. Spoiler: Es lief nicht ganz nach Plan.

Auf rund 8.000 Meter Höhe entschied sich Filzmoser, den letzten Aufstieg mit zusätzlichem Sauerstoff zu bewältigen. In Camp 4 ist ihr das Versprechen an die Mutter durch den Kopf geschossen, wie sie am Mittwoch dem STANDARD erzählte: "Das war eine schwierige Entscheidung. Aber es gibt Grenzen. Man darf sich nicht vom guten Wetter täuschen lassen. Mir wurde bewusst, dass meine Zehen ohne Hilfe oben bleiben."

Wie auch immer, Gipfelsieg ist Gipfelsieg. Filzmoser strahlte mit Judogürtel und einem Judo-for-Peace-Maskottchen in die Kamera. Sie ist die fünfte Österreicherin auf dem höchsten Punkt der Erde, die zweite Oberösterreicherin nach Bergsport-Ikone Gerlinde Kaltenbrunner.

Mittlerweile ist die Polizistin und Vizepräsidentin des Österreichischen Judoverbands in der Sir Edmund Hillary School in Khumjung angekommen. Auf 4.000 Meter Höhe unterrichtet die Trägerin des fünften Dan in Nepal den sportlichen Nachwuchs. Jetzt geht es wieder um Judo. Filzmoser: "Das bedeutet mir alles." (Philip Bauer, 19.5.2022)