Inge Viett wurde 78 Jahre alt.

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Berlin – Die frühere RAF-Terroristin Inge Viett ist tot. Das bestätigte ihr Anwalt Sven Richwin der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. Viett sei bereits am 9. Mai gestorben. Über Einzelheiten wollte er sich nicht äußern. Viett wurde 78 Jahre alt.

Viett kam Ende der 1960er-Jahre über die Außerparlamentarische Opposition in linksterroristische Kreise und war seit Anfang der 1970er-Jahre für die Terrororganisationen Bewegung 2. Juni und Rote-Armee-Fraktion aktiv.

Verurteilung wegen versuchten Mordes

1982 tauchte Viett mithilfe des Ministeriums für Staatssicherheit in der DDR unter und lebte dort bis 1990 unentdeckt. Im Zuge der Vereinigung flog ihre Tarnung auf, und sie wurde verhaftet. 1992 verurteilte das Oberlandesgericht Koblenz sie wegen versuchten Mordes an einem französischen Polizisten während einer Verfolgungsjagd in Paris 1981.

Nach ihrer vorzeitigen Haftentlassung nach der Hälfte der Strafe meldete sich Viett als linke Aktivistin zu Wort. Im Oktober 2009 musste sie wegen Widerstands gegen Polizisten beim Rekrutengelöbnis vor dem Berliner Reichstag 225 Euro Strafe bezahlen. 2011 stand sie in Berlin nochmals vor Gericht, weil sie auf der "Rosa-Luxemburg-Konferenz" Brandanschläge auf Fahrzeuge der Bundeswehr gutgeheißen haben soll. Wieder erhielt sie eine Geldstrafe.

RAF ermordete 34 Menschen

Die Rote-Armee-Fraktion galt in der Bundesrepublik über Jahrzehnte als Inbegriff von Terror und Mord. Ihrem "bewaffneten Kampf" gegen das "imperialistische System" fielen dutzende Menschen zum Opfer – darunter hohe Repräsentanten von Wirtschaft und Politik.

Vorläufer der RAF war die sogenannte Baader-Meinhof-Gruppe. Nach der Studentenrevolte der 1960er-Jahre konzentrierte diese "erste Generation" ihre Gewalttaten bis 1972 auf US-Einrichtungen und begründete das mit dem Vietnamkrieg. Als der "harte Kern" nach einem massiven Ausbau des Fahndungsapparats hinter Gittern saß, setzte die "zweite Generation" die Terrorserie fort.

Insgesamt ermordete die RAF 34 Menschen, etwa 230 wurden verletzt. Opfer waren unter anderen Generalbundesanwalt Siegfried Buback, Dresdner-Bank-Chef Jürgen Ponto und Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer im "deutschen Herbst". Im März 1998 erklärte die RAF in einem letzten Schreiben ihre Auflösung. (APA, 18.5.2022)