4.865 Personen ohne österreichische Eltern erhielten in den ersten drei Monaten des Jahres 2022 einen österreichischen Pass.

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Wien – Immer mehr Menschen bekommen die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen: In den ersten drei Monaten dieses Jahres wurden 4.865 Personen eingebürgert. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahrs entspricht das einer Verdoppelung. Das geht aus einem Bericht hervor, den die Statistik Austria am Donnerstag veröffentlicht hat.

Die Betroffenen haben ihren österreichischen Pass nicht mit der Geburt nach dem Abstammungsprinzip erhalten, sondern bestimmte Bedingungen dafür erfüllt. Eine davon ist relativ neu und hauptverantwortlich für den starken Anstieg: Seit September 2020 haben Nachfahren von Opfern des nationalsozialistischen Regimes die Möglichkeit, die österreichische Staatsbürgerschaft zu erhalten – ohne ihre bisherige Staatsbürgerschaft aufgeben zu müssen. Solche Fälle machen fast 40 Prozent der Einbürgerungen des ersten Quartals 2022 aus. Die große Mehrheit dieser neuen Österreicherinnen und Österreicher lebt im Ausland.

Drei Viertel aller Einbürgerungen in diesem Zeitraum gehen auf die Erfüllung der Voraussetzungen eines Rechtsanspruchs zurück. Dazu zählen die Nachkommen von NS-Opfern, aber auch Personen mit mindestens sechsjährigem Wohnsitz in Österreich und besonders berücksichtigungswürdigen Gründen für eine Einbürgerung.

Debatte über Lockerungen

In den vergangenen Tagen hat sich eine Debatte über die restriktiven Regeln für die Verleihung der Staatsbürgerschaft entsponnen: Die Arbeiterkammer Wien stellte sehr vorsichtige Forderungen, um die Hürden etwas zu senken. In Österreich geborene Kinder sollten etwa schon nach fünf (statt sechs) Jahren eingebürgert werden können, wenn sich zumindest ein Elternteil rechtmäßig im Land aufhält.

ÖVP-Generalsekretärin Laura Sachslehner befürchtete angesichts der Ideen der Arbeiterkammer eine "Entwertung" der Staatsbürgerschaft. Diese sei "ein hohes Gut und darf nicht leichtfertig vergeben werden". Sie "muss man sich verdienen, eine gelungene Integration ist dafür die wichtigste Voraussetzung". Sie spricht dabei freilich nur von der erworbenen Staatsbürgerschaft: Neugeborene Kinder von Österreicherinnen und Österreichern erhalten ihren Pass unabhängig von Leistung und Integration. (red, 20.5.2022)