An die Anlaufstelle kann man sich via kontakt-anlaufstelle@links-wien.at wenden.

Foto: Andy Urban

So richtig in die Gänge kam die Sache vor drei Tagen durch einen Beitrag des Accounts "Eine Minute" auf Instagram . Da ist von einer "gewissen männlichen Führungsperson" der noch jungen Partei Links Wien die Rede, die für ihr "belästigendes Verhalten" bekannt sein soll. Es wird moniert, dass "grad so krass zu allem geschwiegen wird". Denn als feministische Partei "wisst ihr aber genauso gut wie ich", dass an Belästigungsvorwürfen so ziemlich immer etwas dran sei, heißt es in dem Beitrag, der wie folgt schließt: "Ihr habt jetzt noch die Möglichkeit, euch zu distanzieren und das Ganze aufzuklären. Ihr habt noch die Möglichkeit zu zeigen, dass Feminismus für euch nicht nur ein Marketingspruch ist. Schweigt nicht, kehrt es nicht unter den Teppich."

Innerhalb von Links Wien dürften die Vorwürfe jedenfalls alles andere als überraschend gekommen sein. "Nach Bekanntwerden der Anschuldigungen am 24. April wurden alle Funktionen der entsprechenden Person ruhend gestellt", teilte die Partei am Mittwoch per Aussendung mit. "Die von unseren Leitungsgremien unabhängige Anlaufstelle befasst sich seitdem mit den Hinweisen." Danach würden sich auch personelle Konsequenzen richten.

Eine Entschuldigung

Dass sich Links Wien dazu bisher nicht öffentlich geäußert hat, sei unter anderem ein Wunsch jener Personen gewesen, die sich mit Vorwürfen an die Partei gewandt hätten. Diese sollten nicht ohne weiteres veröffentlicht werden. "Ohne direkten Kontakt zu Betroffenen war es uns außerdem nicht möglich, unsere Schritte mit den Bedürfnissen der Betroffenen abzustimmen", erklärt die linke Fraktion, die auch um Entschuldigung bittet: "Bei allen, die von den Vorfällen betroffen, retraumatisiert oder schockiert wurden. Bei allen, die uns ihr Vertrauen, ihre Wähler*innen-Stimme oder ihre Zeit schenken. Bei allen, die von unserem bisherigen Vorgehen enttäuscht sind."

Die Bewegung bittet, sich mit Hinweisen auf übergriffiges und sonstiges Fehlverhalten an die Anlaufstelle von Links Wien (kontakt-anlaufstelle@links-wien.at) zu wenden und fügt an: "Wenn du einen der Namen Andi, Djana, Flora, Karo oder Tobias in die Betreffzeile schreibst, wird auch ausschließlich diese Person diese Mail lesen."

Über das Statement hinaus kann Angelika Adensamer auf Nachfrage des STANDARD vorerst noch nichts sagen. Adensamer ist eine der Sprecherinnen von Links Wien. Wichtig sei es aus ihrer Sicht einmal gewesen, dass der Fall nicht direkt von den Leitungsgremien aufgearbeitet werde, da man mit der Person eng zusammengearbeitet habe. Die dafür zuständige Anlaufstelle gibt es überdies schon länger, sie wurde nicht erst wegen den jüngsten Ereignissen eingerichtet, heißt es von der Partei. Wann der interne Prozess abgeschlossen sein wird, sei schwer abzusehen. (Jan Michael Marchart, 20.5.2022)